Die saarländische Landeshauptstadt Saarbrücken fokussiert die Frage nach mentaler Gesundheit in der Coronakrise. Dafür legt sie Angebote sowohl für die eigenen Mitarbeiter als auch für die Bevölkerung auf. Oberbürgermeister Uwe Conradt startete heute im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz die Initiative „MentalHealthCity“. Die Initiative steht unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Tobias Hans.
Coronakrise: Mentale Gesundheit findet zu wenig Beachtung
Bei all den Maßnahmen, die dem Kampf gegen die Pandemie dienen, sei die Frage nach der mentalen Gesundheit bislang „ein Thema, dem zu wenig Beachtung geschenkt worden ist“, so Conradt. Die Stadt Saarbrücken wolle diesbezüglich eine Vorreiterrolle einnehmen und auch andere Städte inspirieren. Sie wolle „einen Beitrag leisten, dass Menschen besser mit der Pandemie, mit der Belastungssituation umgehen können“.
Die Coronakrise führe vermehrt zu massiven Auswirkungen auf die mentale Gesundheit der Menschen. Belastungen ergäben sich etwa durch neue Arbeitsanforderungen im Bereich von Homeoffice, durch Homeschooling, durch Kurzarbeit, Jobverluste oder Existenzängste sowie durch reduzierte soziale Kontakte und teils drohende soziale Isolation. Hinsichtlich der Coronamaßnahmen seien Tendenzen der Zermürbung, der Verwirrung oder der „Coronamüdigkeit“ feststellbar. Zudem zeichneten sich gesellschaftliche Spannungen und eine Polarisierung ab, die sich stellenweise sogar zur Gefahr für die öffentliche Ordnung auswüchsen, so Conradt.
„MentalHealthCity“: Eigene Mitarbeiter und Stadtgesellschaft im Blick
Um diesem Phänomen vor Ort etwas entgegenzusetzen, legt die Stadt mit ihrer Initiative „MentalHealthCity“ nun ein Maßnahmenbündel vor. Im Bezug auf ihre eigenen Mitarbeiter stellt sie Informationen zum Umgang mit Stress bereit, bietet Workshops zur Achtsamkeit an oder veranstaltet online Fitness- und Yogakurse. Hinsichtlich ihrer Stadtgesellschaft präsentiert die Kommune ebenfalls ein umfangreiches Programm. Dafür startete heute auf der städtischen Internetseite eine eigenes Webangebot.
Das bündelt zum einen Informationen rund um die aktuelle Coronalage in Saarbrücken. Es nennt in diesem Zusammenhang auch karitative Organisationen und Ansprechpartner für kritische Situationen, etwa für Fälle häuslicher Gewalt. Zum anderen informiert es über lokale Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und geöffnete Einrichtungen wie den Zoo oder den Wildpark. Darüber hinaus gibt es Tipps zu physischen Aktivitäten im Freien, zu kreativen Tätigkeiten wie Basteln oder Malen sowie zu Entspannungstechniken. Neben eigenen Programmbeiträgen vernetzt die Initiative „MentalHealthCity“ vor allem die pandemiekonformen Angebote externer, professioneller Akteure der Stadt. Darunter sind etwa Freizeit- oder Fitnessbetriebe.
Das Engagement der Stadt für mentale Gesundheit beruhe auf einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation, so Conradt. Es ziele nicht zuletzt darauf ab, zivilgesellschaftliches Engagement einzubinden und zu aktivieren. Das Webangebot ist offen für weitere Anregungen aus der Bürgerschaft und versteht sich auch als Element der Bürgerbeteiligung. Mit der Plattform „Zeit schenken“ schafft die Landeshauptstadt außerdem eine Möglichkeit der Interaktion: Hierüber können sich Bürger miteinander vernetzen, die in der Krise Alltagshilfe – etwa beim Einkaufen – benötigen oder anbieten.