Die Coronakrise bedeutet eine immense Zusatzbelastung für die Arbeit in kommunalen Verwaltungen. Die Gesundheitsbehörden vieler Städte sind überlastet. Gerade haben NDR und WDR die Ergebnisse einer Umfrage unter mehr als 380 deutschen Gesundheitsämtern veröffentlicht. Demnach fehlt es dort an Kapazitäten und Personal, um die Nachverfolgung bei Coronafällen so zu gewährleisten, wie sie von Bund und Ländern vorgesehen ist. Solche prekären Situationen bieten den Raum für Digital-Startups, mit ihren innovativen Lösungen der Überlastung entgegenzuwirken. So gewinnt die Digitalisierung auf dem Weg zur Smart City einen höheren, auch gesellschaftlich relevanten Stellenwert.
„Quarantäneapp“ entlastet Gesundheitsämter bei Datenerfassung
Eines dieser Startups ist Quarano, eine sogenannte Quarantäneapp. Sie soll Gesundheitsämter von der mühseligen Datenerfassung in Quarantänefällen entlasten. Entwickelt wurde das Programm im Zusammenhang mit dem Hackathon „Wir vs Virus“ der Bundesregierung. Dieser fand zu Beginn der Coronakrise vom 20. bis 22. März online statt, um innovative Ideen und digitale Lösungen für die Bekämpfung der Virusverbreitung zusammenzutragen und zu fördern.
Verein stellt Open-Source-Software bereit
„Wir sind angetreten, um in der Krise zu helfen“, erklärt Thorsten Heilig, einer der Quarano-Initiatoren, die Intention. Die Webapplikation ist als Open-Source-Software entwickelt. Das heißt, ihr Quellcode ist öffentlich und kann frei genutzt werden. Organisiert ist die Entwicklungsarbeit in dem gleichnamigen Verein Quarano.
Der Verein hat nicht nur die Entwicklungsarbeit geleistet, sondern stellt das Programm auch weltweit unter einer Open-Source-Lizenz bereit. Zudem bietet er den Kommunen an, es als Anwendung in der IT der Verwaltung zu implementieren und entsprechenden Support zu leisten.
App erleichtert die Nachverfolgung von Coronafällen
Ziel von Quarano ist es, die Arbeit der Gesundheitsämter zu erleichtern. Denn im Quarantänefall müssen deren Mitarbeiter täglich dem betroffenen Patienten nachtelefonieren, um dessen Gesundheitsdaten abzufragen. Dies kann auch mögliche Kontaktpersonen betreffen. Bei einer sich exponentiell ausbreitenden Pandemie wie der des Coronavirus und einer rasant wachsenden Patientenzahl können Gesundheitsämter so rasch an ihre Kapazitätsgrenzen geraten.
Diese drohende Überlastung möchte Quarano entschärfen: Coronapatienten übermitteln via Quarano ihre meldepflichtigen Daten selbst an die Behörde. So geht der Großteil der Daten digital und automatisiert an die Gesundheitsämter. Das reduziert den Aufwand für das Monitoring. In kritischen Einzelfällen kann die persönliche Kontaktaufnahme nach wie vor erfolgen. Zudem bleiben Kapazitäten für besonders auffällige Fälle frei, und aufgrund des digital erfassten Datensatzes können mögliche Infektionsketten schneller erkannt und dokumentiert werden.
Coronakrise beschleunigt digitale Innovation
„Wir haben das Konzept entwickelt und stellen es allen zur Verfügung, die es in der Krise nutzen möchten“, sagt Heilig. Eine Pilotstadt in der Größenordnung von 300.000 Einwohnern führe die Software bereits ein. Von der initialen Arbeit beim Hackathon bis zum Einsatz dauerte es nur wenige Wochen. „Dies zeigt, wie sehr die Coronakrise digitale Innovationen beschleunigt“, sagt Heilig.