Landsberg rückt die Versorgungssicherheit in den Vordergrund der kommunalen Energiewende. Einige Kommunen nutzen verstärkt Biogas.

„Wir müssen jetzt den Ausbau der alternativen Energien deutlich beschleunigen. Sie sind ein wichtiger Baustein für Freiheit und Demokratie“, sagte Dr. Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes laut einer Pressemitteilung anlässlich der 14. Klimaschutzkonferenz des Verbandes am 16. März in Bonn. Damit verschob er die bisherige Begründung für den Einsatz erneuerbarer Energien von Klimaschutz und Atomausstieg auf die Versorgungssicherheit.

Das deutsche Modell sehe den Ausstieg aus Kohle- und Atomkraft sowie den Ausbau der alternativen Energien vor. „Das ist im Prinzip richtig“, so Landsberg. „Aber dieser Ansatz sah auch vor, dass Gas als Brückentechnologie dient und Gaskraftwerke zum Beispiel von Stadtwerken gebaut werden.“ Deutschland decke rund 52 Prozent seines Bedarfs aus russischen Quellen. Ob diese Quellen allerdings weiter verlässlich fließen, sei unsicher.

EU will Unabhängigkeit von Russland

Die Europäische Kommission hat mit der Initiative REPowerEU nach Ansicht des Europäischen Biogasverbandes (EBA) einen entscheidenden Schritt zur raschen Entwicklung der Biogasbranche in Europa getan. Harmen Dekker, CEO des EBA, erklärte dazu in einer Mitteilung am 8. März: „Europa muss sich dringend breiter aufstellen und seine Abhängigkeit von russischem Gas verringern – und gleichzeitig seine Ambitionen im Hinblick auf die Klimaziele verstärken.

Die Branche ist bereit, die von der EU vorgeschlagenen 35 Milliarden Kubikmeter bis 2030 zu liefern und fordert die Aufnahme dieses Ziels in die Neufassung der Richtlinie über erneuerbare Energien (RED III), die derzeit ausgearbeitet wird.“ Dekker fordert eine enge Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Kommission, den Mitgliedstaaten und der Biogas-Wertschöpfungskette. „Das Biogas-Ziel entspricht mehr als 20 Prozent der derzeitigen Gaseinfuhren der EU aus Russland. Bis 2050 kann sich dieses Potenzial verdreifachen und auf weit über 100 Milliarden Kubikmeter anwachsen und 30 bis 50 Prozent des künftigen EU-Gasbedarfs decken,“ sagte Dekker.

Aufwind für Biogas in der Eifel

Ein erfolgreiches Beispiel aus der Eifel zeigt die Möglichkeiten der Biogasproduktion. So betreibt die Biogaspartner Bitburg GmbH bereits seit 2020 ein Biogasnetz. Erzeugt wird das Biogas laut Pressemitteilung in sieben Anlagen regionaler Landwirte aus Gülle, Mist und Futterresten sowie nachhaltig angebauten nachwachsenden Rohstoffen. Das entstehende Gas wird in einem 45 Kilometer langen Netz gesammelt und in einer zentralen Aufbereitungsanlage gereinigt. Anschließend fließt es als Bioerdgas in das Erdgasnetz und kann für Heizungen, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen sowie als Kraftstoff für Nutzfahrzeuge genutzt werden.

Arndt Müller, Vorstand des Gesellschafters Stadtwerke Trier, erläuterte den Ansatz kürzlich gegenüber dem SWR: „Wir speichern dieses Bioerdgas in unserem Erdgasnetz. Das ist einer der größten Speicher, die wir haben – auch übersaisonal. Somit können wir dann im Winter in Blockheizkraftwerken Wärme, aber auch Strom als Ergänzung zu Sonnen- und Windstrom produzieren.“ In den nächsten Jahren wollen die Stadtwerke 10 Prozent des Gasverbrauchs der Privat- und Geschäftskunden in der Region mit eigenem Bioerdgas abdecken, heißt es im Beitrag des SWR vom 8. März. Bereits 2021 hätten die Trierer so viel Strom aus Wind- und Sonnenenergie erzeugt, wie ihre Privat- und Geschäftskunden verbraucht haben.

g.schilling@stadtvonmorgen.de

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