Stuttgart will klimaneutral werden. Die Stadtwerke sollen dafür „Motor“ sein: Es geht um Investitionen von drei Milliarden Euro bis 2035.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität 2035 hat der Gemeinderat der Stadt Stuttgart mit seinem Beschluss vom 15. Dezember die Stadtwerke auf die städtische Klimastrategie verpflichtet. Die Stadtwerke sollen Treiber der kommunalen Klimaarbeit sein und dafür eine Milliardensumme investieren. Deren Engagement wirkt sich auch auf den kommunalen Haushalt aus. Unmittelbar plant die Stadt eine Kapitaleinlage in Höhe von 100 Millionen Euro. Konkret geht es um den Ausbau der Strom- und Wärmeversorgung auf Basis von erneuerbaren Energien. In der Beschlussvorlage des Gemeinderats ist davon die Rede, dass nun „ein neues Zeitalter der Stadtwerke eingeläutet wird“. Der Aufsichtsrat der Stadtwerke hatte den Plänen zuvor zugestimmt.

Neue Ziele für Stuttgarts Wärme- und Stromversorgung

Der Beschluss des Gemeinderats bezieht sich auf ökologische, ökonomische und soziale Ziele. Zur ökologischen Zielsetzung gehört die Reduktion aller CO2-Emissionen von Stuttgart um mindestens 20 Prozent. Dafür sollen die Stadtwerke 1,7 Terrawattstunden Strom jährlich möglichst regional erzeugen. Dies entspricht etwa der Hälfte des gesamten Stromverbrauchs in Stuttgart. Zudem sollen sie 40.000 Wohnungen – mithin jede achte Wohnung in der Stadt – klimaneutral mit Wärme versorgen.

Zudem hat der Gemeinderat beschlossen, dass alle Umweltwärmequellen im Stadtgebiet zu erschließen sind. Dazu gehört explizit auch die Nutzung von Wärme aus Abwasser, Luft, Erde und dem Neckar. Darüber hinaus zielt der Beschluss darauf ab, 14.000 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge neu zu errichten. Dies würde den aktuellen Bestand mehr als verzehnfachen. Der Gemeinderat will, dass alle Ladesäulen und Wärmeerzeugungsanlagen mit Ökostrom aus Eigenerzeugung betrieben werden.

Drei Milliarden Euro: Stadtwerke als Motor der Energiewende

„Unsere Stadtwerke sollen mehr denn je zum Motor der Energiewende werden“, sagt Oberbürgermeister Frank Nopper. „Dies ermöglicht einen Quantensprung bei den Investitionen für Photovoltaikanlagen, in die Wärmewende und die Windkraft.“ Insgesamt geht es für die Stadtwerke um ein Investitionsvolumen von rund drei Milliarden Euro bis 2035. Davon soll eine Milliarde Euro in den nächsten vier Jahren eingesetzt werden. Zudem erfordert die Umsetzung der strategischen Ziele ein Wachstum des Unternehmens von derzeit rund 100 Mitarbeitern auf 450 bis Ende 2026.

Das Vorhaben hat auch Auswirkungen auf den städtischen Haushalt. Neben einer Kapitaleinlage in Höhe von 100 Millionen Euro, die die Stadt nun leistet, könnten die Stadtwerke weiteres Eigenkapital benötigen. Der Bedarf umfasst schätzungsweise weitere 200 Millionen Euro.

Die Energiewende sozial ausgewogen gestalten

Das Engagement des kommunalen Energieunternehmens trägt nicht nur dazu bei, die Energiewende und die Umsetzung der städtischen Klimaziele voranzubringen, sondern auch, den Transformationsprozess sozial ausgewogen zu gestalten. Darauf zielt der Beschluss des Lokalparlaments ebenfalls ab. Mit dem Vorhaben sollen die Verbraucher klimaneutrale Energielösungen nutzen können, für die keine Eigeninvestitionen erforderlich sind, heißt es in dem Papier.

So unterstützten die Stadtwerke mit ihrem Engagement die Bevölkerung dabei, möglichst energieautark zu werden. Zudem stünden die Stadtwerke als regionaler Energieproduzent für eine ökologische und bezahlbare Wärmeversorgung. Was die Energiepreise betrifft, ließen sich diese auf Basis der dezentralen, regenerativen Energieproduktion möglichst unabhängig, stabil und damit für die Verbraucher planbar gestalten. Darüber hinaus erwartet der Gemeinderat vom Ausbau der Ladeinfrastruktur und der damit verbundenen Förderung der emissionsfreien Elektromobilität einen Beitrag zur Reduktion des Verkehrslärms und zur Luftreinheit in der Innenstadt.

a.erb@stadtvonmorgen.de

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