Um die Potentiale der Wasserstofftechnologie nutzbar zu machen, will die Stadt Münster eine entsprechende Koordinierungsstelle einrichten. Damit ist sie eine der ersten deutschen Städte, die sich strukturiert und systematisch mit dem Wasserstoffausbau beschäftigen und diesbezüglich voranschreiten. Der Stadtrat hat am vergangenen Mittwoch für die „Einrichtung einer zentralen Bündelungsstelle zum Themenkomplex Wasserstoff im Stadtkonzern Münster“ gestimmt.
Wasserstoff: Wirtschaftsförderung und Umweltschutz
Die Stadt sieht ihr diesbezügliches Engagement zum einen in dem Kontext, angesichts der Energiekrise zukünftige Alternativen zu fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl oder Erdgas zu entwickeln. Dabei geht es ihr auch um Wirtschaftsförderung. Sie will frühzeitig auf eine Wachstumsbranche setzen und das Entstehen neuer Wirtschaftszweige und Wertschöpfungsketten im Bereich der Wasserstofftechnologie am Standort Münster unterstützen. Zum anderen begreift sie ihren Einsatz für Wasserstoff im Zusammenhang mit ihrem Streben nach CO2-Neutralität und Klimaschutz.
Die neue Koordinierungsstelle soll verschiedenste Aktivitäten zum Thema bündeln, sowohl im Bereich der Nutzung von Wasserstoff als auch auf den Feldern der Produktion und der Forschung. Es ist im Gespräch, dass die Technologieförderung Münster (TFM) die koordinierende Rolle übernimmt. Die kommunale Gesellschaft fördert Innovationen am Standort und unterstützt technologieorientierte Start-Ups.
Koordinierungsstelle soll ressortübergreifend wirken
„Der Fokus der Aktivitäten soll von vorneherein auf sogenanntem grünen Wasserstoff liegen“, sagt Oberbürgermeister Markus Lewe. „Die Herstellung dieses klimafreundlich erzeugten Wasserstoffs setzt kein CO2 frei.“ Denn die Elektrolyse von Wasser zu Wasserstoff und Sauerstoff geht in diesem Fall mithilfe regenerativ produzierten Stroms vonstatten. Lewe: „Nur so kann die Nutzung neuer Wasserstofftechnologien einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität Münsters leisten.“
Die Koordinierungsstelle hat die Aufgabe, ressortübergreifend im gesamten Stadtkonzern zu wirken und entsprechende Initiativen in der Region zusammenzuführen. Darüber hinaus soll sie Netzwerkarbeit leisten und Partner für den Wasserstoffausbau gewinnen. Neben dem Infrastrukturaufbau geht es auch um einen Erfahrungsaustausch bezüglich möglicher Einsatzbereiche für Wasserstoff.
Wasserstoffaktivitäten in Münster bereits greifbar
Im Umfeld der kommunalen Unternehmen gibt es bereits erste Wasserstoffaktivitäten. Nach Angaben der Stadt haben in Münster etwa die Stadtwerke einen wasserstoffbetriebenen Bus erprobt, und eine Kita nutzt testweise eine entsprechende Brennstoffzellenheizung. Die Abfallwirtschaftsbetriebe denken darüber nach, wasserstoffbetriebene Müllfahrzeuge einzusetzen und sich dafür selbst in kleinem Umfang im Bereich der Wasserstoffproduktion zu betätigen.
Darüber hinaus ist privatwirtschaftliches Engagement für Wasserstoff in Münster greifbar: Die Westfalen Gruppe, ein in Münster ansässiges Energieunternehmen, betreibt eine Wasserstofftankstelle und liefert für vereinzelte Anwendungen grünen Wasserstoff aus. Im Bereich der Wissenschaft forscht unter anderem die örtliche Fachhochschule an der biologischen Herstellung von Wasserstoff. Es ist von der Stadt beabsichtigt, dass die Koordinierungsstelle derartige Aktivitäten zu einem Cluster zusammenführt.