Die 53 Kommunen des Regionalverband Ruhr wollen im neuen H2-Klimaschutznetzwerk das Thema Wasserstoff für den Klimaschutz voranbringen.

Um den Klimaschutz im Zusammenspiel mit einem Hochlauf der Wasserstoffindustrie voranzubringen, haben sich die 53 Kommunen der Metropole Ruhr im sogenannten H2-Klimaschutznetzwerk zusammengeschlossen. Der Regionalverband Ruhr (RVR) ist Treiber und Klammer der Initiative. In der vergangenen Woche fand dafür eine Auftaktveranstaltung statt. Gefördert wird die Organisationsarbeit des Netzwerks vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit bis zu 1,67 Millionen Euro auf drei Jahre. Der RVR bringt einen Eigenanteil von 30 Prozent ein.

Interkommunale Austausch über Wasserstoffprojekte

Das Netzwerk zielt darauf ab, den interkommunalen Austausch im Sinne des Klimaschutzes bezüglich wegweisender Wasserstoffprojekte zu fördern. Dabei gleicht es die Klimaschutzziele einzelner Kommunen miteinander ab und formt sie zu einem regionalen Gesamtziel. Zudem ist der Einsatz einer Software geplant, die bereits bestehende Projekte und deren Klimaschutzeffekte modellhaft abbildet. Ebenso soll sie der Simulation potentieller Maßnahmen dienen und prognostizieren, welche CO2-Einsparung diese zur Folge haben können. Beispielsweise kann es dabei um den Einsatz wasserstoffbetriebener Müllfahrzeuge, entsprechender Busse im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) oder den Ausbau des Wasserstofftankstellennetzes gehen.

Die Netzwerkarbeit steht im Kontext einer tiefgreifenden gesellschaftlichen und urbanen Transformation. „Gemeinsam und mit Hilfe des Bundes werden wir die industrielle und klimafreundliche Erneuerung unserer Region vorantreiben und den Fokus auf den Einsatz von grünem Wasserstoff lenken“, sagt der stellvertretende RVR-Regionaldirektor Markus Schlüter zum Netzwerkstart. Dabei spielen nicht zuletzt die kommunalen Unternehmen, etwa Stadtwerke oder Wohnungsbaugesellschaften, die in Bereichen wie der Abfallwirtschaft, dem ÖPNV, der Energieversorgung oder dem Wohnungsbau agieren, maßgebliche Rollen für die Umsetzung konkreter Maßnahmen.

Die Ruhr auf dem „Weg zur grünsten Industrieregion“

Angebunden ist die Netzwerkarbeit an die sogenannte Wasserstoffkoordinierungsstelle des RVR, Hydrogen Metropole Ruhr (HyMR). Die HyMR bemüht sich aus regionaler Perspektive um den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur für die Metropole und eine Anbindung ihrer Kommunen an das Wasserstoffnetz. Dazu gehören der Pipelinebau und der Anschluss an für den Wasserstoffimport wichtige Häfen.

„Auf dem Weg zur grünsten Industrieregion der Welt ist die Umrüstung unserer Wirtschaftsprozesse auf erneuerbare Energien eine ambitionierte Gesellschaftsleistung“, erklärt der Vorsitzende der RVR-Verbandsversammlung, Oberbürgermeister Frank Dudda aus Herne. Die Metropole Ruhr wolle eine regionale Wasserstoffwirtschaft aufbauen, „um sich als beispielhafte Wasserstoffregion zu positionieren“. Die regionale Koordinierungsstelle solle diesen Prozess voranbringen. Dies tut sie, indem sie beispielsweise potentielle Bedarfe an Wasserstoff als Energieträger ermittelt und damit hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit des Infrastrukturausbaus mögliche Nutzer zusammenführt.

Klimaschutz zentrales Anliegen des Netzwerks

Der Förderantrag für das H2-Klimaschutznetzwerk an das Bundesministerium wurde im vergangenen Jahr gestellt. Demnach widmet sich das Netzwerk aus Sicht der Kommunen vordergründig dem Kampf gegen den Klimawandel. Angesichts aktueller geostrategischer Verwerfungen, die der russische Krieg gegen die Ukraine zur Folge hat, gewinnt die Netzwerkarbeit aber eine zusätzliche Dimension. Nun steht der Einsatz von Wasserstoff als Energieträger durchaus auch im Zusammenhang mit dem Streben nach einer größeren Unabhängigkeit von russischen, fossilen Energieträgern und nach einer höheren Versorgungssicherheit und Preisstabilität, was Energie betrifft.

Zudem begreifen die Kommunen Wasserstoff als einen Standortfaktor für die ansässige Industrie und das Gewerbe, der zukünftig nicht nur einzelne Unternehmen, sondern komplette Wertschöpfungsketten bestimmen kann. Denn hinsichtlich globaler Klimaschutzziele erwarten sich die Ruhr-Kommunen von einer klimafreundlich gestalteten örtlichen Energieversorgung im internationalen Wettbewerb einen Innovationsvorteil.

Bei den 53 am H2-Klimaschutznetzwerk teilnehmenden Städten und Gemeinden handelt es sich um Bochum, Bottrop, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamm, Herne, Mülheim an der Ruhr und Oberhausen sowie die kreisangehörigen Kommunen der Landkreise Ennepe-Ruhr, Recklinghausen, Unna und Wesel.

a.erb@stadtvonmorgen.de

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