Die Stadtwerke treiben die Wärmewende voran. Eine Tagung in Leipzig fordert dafür verlässliche politische Rahmenbedingungen.

Die Wärmewende ist für die Energieversorger eines der beherrschenden Transformationsthemen. Auf einer Tagung zur Zukunft der Infrastrukturentwicklung in Leipzig sprach sich Kerstin Andreae am vergangenen Donnerstag für einen Ausbau der Erzeugung von grünem Strom aus. Die Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) sieht darin eine Voraussetzung zum Erreichen der Klimaziele. Dafür seien zudem schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie ein Aus- und Umbau der Netze nötig.

Wärmewende hängt an der Finanzierung

Maik Piehler, Geschäftsführer der Stadtwerke Leipzig, spricht von einer Milliarde Euro an notwendigen Investitionen für die Wärmewende. Im Raum Leipzig würden jährlich zehn Terrawatt Energie verbraucht, die Hälfte davon entfalle auf Wärme. Die Stadtwerke setzten bei der Erzeugung der benötigten Energie unter anderem auf für den Wasserstoffbetrieb geeignete Gaskraftwerke und Wärmespeicher. Wichtig für den weiteren Umbau der Wärmeversorgung seien Technologieoffenheit und staatliche Förderung.

Für die Finanzierung der notwendigen Investitionen sei das Umfeld angesichts höherer Zinsen und Unsicherheit über die weitere Marktentwicklung derzeit schwierig, sagt André Horn, Leiter Branchencenter Energie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO in Hamburg. Mittelgroße Stadtwerke hätten zumeist nicht die erforderlichen Mittel. Einige suchten nun nach privaten Partnern.

Risikoübernahme und Netzausbau nötig

Eine Diskussion über die Risikoübernahme in Energieprojekten auch durch den Staat und die Rolle der Energieversorgung für die Daseinsvorsorge regte Andreae an. Ein Stadtwerk tue sich schwer, beispielsweise ein Jahresergebnis in eine Erkundungsbohrung für Geothermie zu stecken. Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), betont, dass für die Wärmewende „eine Unmenge positiver Investitionsentscheidungen in kurzer Zeit notwendig“ sei.

Hinzu kommt der Ausbau der Netze, die derzeit nicht auf einen Ersatz für fossile Energieträger ausgelegt sind. Darauf weist Dirk Sattur, technischer Geschäftsführer des Netzbetreibers MITNETZ hin. Ein Viertel der Stromnetze auf Gemeindeebene seien unterdimensioniert, auch die Kosten für den Aufbau eines wasserstofffähigen Gasnetzes seien erheblich, sagt er in Leipzig. Eine dekarbonisierte Wärmeversorgung müsse auch vorhandene Nah- und Fernwärmepotentiale nutzen. „Anders lassen sich die heutigen Energieabsätze durch das Erdgasnetz nicht kurzfristig kompensieren“, stellt Sattur fest.

Erdgas sei als Brücke zu Wasserstoff notwendig, sagt Andreae. Zunächst werde noch blauer Wasserstoff aus fossilen Ausgangsstoffen benötigt. Im nächsten Schritt folge der Hochlauf grünen Wasserstoffs aus erneuerbaren Energien. Dieser Zwischenschritt sei notwendig, um der Industrie Zeit zur Umstellung zu geben und einen Markt für Wasserstoff zu entwickeln.

g.schilling@stadtvonmorgen.de

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