Halle an der Saale hat den Zuschlag für das Zukunftsforum Europäische Transformation und Deutsche Einheit erhalten. Die Jury unter dem Vorsitz der früheren Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, fällte die Entscheidung am 14. Februar. Im Rennen waren neben Halle noch Eisenach, Jena, Leipzig und Frankfurt (Oder). Das Zukunftszentrum soll die Erfahrungen mit der deutschen Wiedervereinigung aufbereiten und daraus Ansatzpunkte für ähnliche Umbruchsituationen in der Zukunft entwickeln.
Anbindung und Expertise entscheidend
Staatsminister Carsten Schneider, der im Bundeskanzleramt Beauftragter für Ostdeutschland ist, begründet die „sehr knappe“ Entscheidung zugunsten Halles in der Bundespressekonferenz mit der Größe der Stadt, ihrer guten Anbindung und den vorhandenen sehr guten Wissenschaftseinrichtungen. Er habe die Auswahl der Jury dem Bundeskabinett zur Entscheidung empfohlen. Die Entscheidung gilt als Formsache.
Halles amtierender Oberbürgermeister Egbert Geier reagiert begeistert auf die Nachricht: „Das ist eine großartige, um nicht zu sagen einmalige Nachricht für unsere Stadt, die Region und das Land Sachsen-Anhalt.“ Auch die Rektorin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Claudia Becker begrüßt die Entscheidung: „Das ist ein wichtiger Tag für die Wissenschaft und die Transformationsforschung hier in Halle.“
Transformationsprozesse verstehen
Das Zukunftszentrum soll bis 2028 am zentral gelegenen Riebeckplatz entstehen. Der Bund investiert dort rund 200 Millionen Euro. Etwa 200 hochqualifizierte Mitarbeiter werden dort beschäftigt sein. Die Einrichtung werde jedoch nicht vor allem als Infrastrukturmaßnahme gebraucht, sagt Geier, „sondern um Wissen und Erfahrungen zu gesellschaftlichen und strukturellen Transformationsprozessen zu bündeln, Kompetenzen zusammenzuführen, Bürgerdialoge zu organisieren und Strategien für den Umgang mit Transformationsprozessen zu entwickeln“.
Die Stadt will das Zukunftszentrum als Denkfabrik zu einem Impulsgeber für Deutschland und Europa machen. Es gehe um Lösungsansätze für Herausforderungen wie den Klimawandel, Migration, den demografischen Wandel und die Weiterentwicklung der Demokratie. Schneider macht deutlich, dass das Zentrum nicht auf Deutschland beschränkt ist, sondern ein internationales Zentrum sein soll, das zum Aufbauprozess auch Vertreter der europäischen Nachbarländer einlädt.