Nicht nur mehr als 20.000 Fußballfans in der Pfalz feierten am Mittwochabend den Aufstieg des 1. FC Kaiserslautern in die Zweite Bundesliga in der Kaiserslauterer Innenstadt. Auch die Stadtpolitik fieberte in den Relegationsspielen, die der FCK gegen Dynamo Dresden gewann, mit. Denn mit der Rückkehr des Drittligisten in die höhere Spielklasse der Deutschen Fußballliga entschärft sich auch das fußballbezogene Finanzproblem von Stadt und kommunaler Stadiongesellschaft. Der Fall Kaiserslautern ist ein mahnendes Beispiel für den überbordenden Einsatz von Steuermitteln zugunsten des Profisports und dafür, wie die Stadtpolitik in Abhängigkeit von fußballerischem Erfolg geraten kann.
Stadt rettete Verein mit Stadionkauf
Hintergrund ist die gemeinsam von Stadt, Verein und dem Land Rheinland-Pfalz vorangetriebene Bewerbung als Austragungsstätte der Fußballweltmeisterschaft 2006. Dafür sollte das vereinseigene Fritz-Walter-Stadion ausgebaut werden. Doch da schon damals der pfälzische Kultklub, 1998 noch deutscher Fußballmeister und Champions-League-Teilnehmer, in finanzielle Turbulenzen geriet, sprang die öffentliche Hand ein. Um den Stadionausbau und die WM am Standort Kaiserslautern zu retten, übernahm die Stadt die Arena. Es war der Beginn einer unseligen Verquickung von Stadtpolitik und Fußballklub.
Um den Verein zu entschulden und den Bau fertigzustellen, kaufte die Kommune für rund 65 Millionen Euro das Stadion vom Verein. Dafür gründete sie eigens eine Stadiongesellschaft. Die Stadion-GmbH braucht, um ihren jährlichen Finanzbedarf zu decken, rund 3,2 Millionen Euro. Diese Summe war ursprünglich als Pacht vereinbart, die der FCK für die weitere Nutzung seiner Spielstätte zu zahlen hatte. Der Kaufpreis von 65 Millionen Euro hängt derweil wie ein Damoklesschwert über der Stadiongesellschaft. Denn sie hat die Summe kreditfinanziert und zahlt dafür zwar Zinsen, aber keine Tilgungsraten.
170 Millionen Euro für den Profifußball
Doch ungeachtet der Anstrengungen seitens der öffentlichen Hand setzte sich der Niedergang des Traditionsvereins fort. Es folgte der Abstieg in die Zweite Bundesliga, vor vier Jahren dann der in die Dritte Liga. Mit dem sportlichen Abwärtstrend ging ein wirtschaftlicher einher und umgekehrt. Da der Verein seine Pacht nicht mehr aufbringen kann, ringt er seit Jahren mit der Stadt um deren Höhe. Ausfälle des Pachtzinses kompensiert die Stadt aus ihrem Haushalt.
Seit 2003 seien für das Fritz-Walter-Stadion sowie entsprechende Baumaßnahmen, Pachtverrechnungen und damit verbunden den Profifußball in Kaiserslautern insgesamt rund 170 Millionen Euro öffentlicher Mittel geflossen, rechnete Oberbürgermeister Klaus Weichel im Stadtrat einmal vor. Aktuell zahlt der Drittligist anstelle der 3,2 Millionen Euro lediglich 625.000 Euro pro Jahr. Für die ohnehin hochverschuldete Stadt bedeutet dies eine jährliche Haushaltsbelastung von 2,575 Millionen Euro. Diese Summe muss sie zum Ausgleich an ihre Stadiongesellschaft geben, damit diese unter anderem die Stadionkredite bedienen kann.
FCK-Aufstieg reduziert Pachtausfälle
Der Aufstieg in die Zweite Liga allerdings federt die Verluste für die Kommunen nun ab. Denn in der höheren Spielklasse steigt die Stadionpacht wieder auf immerhin 2,4 Millionen Euro. Der Pachtzinsausfall sinkt also auf 800.000 Euro.
Entsprechend gab sich Weichel am Mittwoch beim offiziellen Empfang der Mannschaft nach den gewonnen Relegationsspielen erleichtert. Dabei formulierte er sogar die Hoffnung auf eine weitere Verbesserung der Lage und, dass man demnächst vielleicht ja wieder zum Feiern zusammenkommen könne – beim ersehnten Aufstieg in die Erste Bundesliga. Die Abhängigkeit der Stadtpolitik vom Fußball ist schließlich groß in Kaiserslautern.