Der Kaiserslauterer Stadtrat ringt um eine Senkung der Stadionpacht für den FCK. Die Fußballbosse behaken sich mit dem OBM. Die Entscheidung wird vertagt.

Der Vorstoß des Kaiserslauterer Oberbürgermeisters Klaus Weichel, dass die Stadt für eine Reduzierung der Stadionmiete im Gegenzug Aktien an der Kapitalgesellschaft des 1. FC Kaiserslautern erhält, sorgt für Furore im Stadtrat. Die Debatte ist ein Beispiel dafür, wie sehr Lokalpolitiker im Zusammenhang mit Entscheidungen um den Profifußball unter Druck geraten können. Bei der rund fünfstündigen Sitzung am Montagabend im Lokalparlament gaben die FCK-Verantwortlichen ein fragwürdiges Bild ab, und der Stadtrat vertagte sein Votum. Zuvor stellte Weichel weitere Ausbaupläne für das Stadionumfeld vor – geplant ist hier die Entwicklung eines neuen innerstädtischen Quartiers, des „Kaiserkarrees“.

„Wir laufen Gefahr, uns verprügeln zu lassen“

Bereits im Vorfeld der Sitzung debattierten die Fußballfans in sozialen Medien hitzig. Sogar der Hauptsponsor des FCK, Harald Layenberger, mischte sich ins Vereinsgeschehen ein und schürte die Stimmung. In einem offenen Brief verlangt er von den Stadtratsmitgliedern, „im Sinne des 1. FC Kaiserslautern zu handeln“. Die Fans forderte er via Facebook auf, die Ratssitzung zu besuchen, um „dem neuen Führungsteam um Markus Merk den Rücken“ zu stärken. Ein Stadtpolitiker sagte über die Schwere der Entscheidung: „Wir laufen alle Gefahr, dass wir am Ende schlecht aussehen, als Verlierer dastehen und uns verprügeln lassen.“

In der Sache zeigten sich die FCK-Verantwortlichen um die Aufsichtsräte Merk und Rainer Keßler allerdings schlecht vorbereitet. Sie beschworen die große Bedeutung der Klubikone Fritz Walter und des Vereins für die Stadt. Der Forderung des Oberbürgermeisters nach einer Kompensation erteilten sie eine pauschale Absage. Die Frage eines Stadtpolitikers, was sie denn sonst anböten, um die Pachtreduzierung abzufedern, konnten sie nicht konkret beantworten.

„Bitte keine Legenden legen“

Immer wieder kam es in der Sitzung zu Spannungen zwischen dem Oberbürgermeister und den Klubbossen. Etwa, als diese meinten, seine Forderung nach einer Kompensation habe wichtige Investoren des Vereins dazu bewogen, bereits getätigte Zusagen auf „unbestimmte Zeit“ zu verschieben. Daraufhin behauptete Weichel, längst mit den betroffenen Investoren gesprochen zu haben – diese stünden seiner Kompensationsidee im Gegenteil außerordentlich wohlwollend gegenüber. Nicht sein Vorstoß sei Anlass für deren Distanzierung gewesen, sondern dass die FCK-Verantwortlichen in Verhandlungen lange geforderte Papiere nicht hätten vorlegen können. „Also bitte keine Legenden legen“, mahnte Weichel.

Während manche Abgeordneten der Linie Weichels folgten, erbat sich die Mehrheit im Stadtrat mehr Zeit für die Entscheidungsfindung. Daher wurde die Entscheidung auf die nächste Sitzung am 3. Februar vertagt. Dabei übten sich die Fußballbosse in Drohgebärden. Der ehemalige Weltschiedsrichter Merk sagte: Stimme der Stadtrat der Beschlussvorlage des Oberbürgermeisters zu, dann stürze „das ganze Haus, das wir errichtet haben, mit diesem Tag ein“. Unter dem zustimmenden Applaus der Ratsmitglieder ermahnte ihn Weichel daraufhin, „mit der Polemisierung aufzuhören“.

FCK vom Steuerzahler abhängig

Bereits seit Jahren ist der FCK vom Steuerzahler abhängig und gilt als besonders markantes Exempel für den überbordenden Einsatz öffentlicher Mittel im Profisport. In den vergangenen Spielzeiten konnte der Fußballklub die Pacht für das städtische Fritz-Walter-Stadion, die bei 3,2 Millionen Euro liegt, nicht aufbringen. Immer wieder wurde die Miete mit teils kuriosen Verrechnungsmodellen gesenkt. Die Pachthöhe ergibt sich aus den Zinszahlungen für die Kredite, mit denen die städtische Stadiongesellschaft zur Jahrtausendwende das Fritz-Walter-Stadion dem Verein abkaufte, um diesen schon damals vor der Insolvenz zu retten.

Langjähriges Missmanagement und sportlicher Misserfolg führten den Verein aus der Bundesliga in die dritte Liga. Die Pachtreduzierung ist essentiell für die Ligalizenz und damit den Fortbestand des FCK. „In der dritten Liga wird es den 1. FC Kaiserslautern auf Dauer nicht geben“, sagte Keßler. In der niedrigsten deutschen Profispielklasse schreibe der Verein einen jährlichen Verlust in Höhe von circa sechs bis sieben Millionen Euro. Die Miete soll, so sieht es die Beschlussvorlage des Oberbürgermeisters vor, auf 425.000 Euro gesenkt werden. Die Differenz in Höhe von rund 2,8 Millionen Euro belastet den städtischen Haushalt zulasten der „freiwilligen Leistungen“. Im Gegenzug will Weichel nun wenigstens eine wertgleiche Kompensation für die Stadiongesellschaft erreichen, etwa in Form von Aktien an der FCK-Kapitalgesellschaft.

„Von einer Rendite weit, weit entfernt“

Mancher der Stadtpolitiker geht sogar noch weiter: Werbe der FCK Investoren ein, dann könnten von diesen Mitteln doch Pachtrückzahlungen an die Stadt geleistet werden. Dazu FCK-Aufsichtsrat Keßler: „Es ist weit gefehlt, bei einer Unterstützung im Hinblick auf die Stadionpacht von einer Renditeoptimierung eines Investors zu sprechen. Die Investoren, die im Moment investieren würden, das sind Investoren, die ein extrem hohes Risiko gehen, weil sie im Prinzip das Totalverlustrisiko miteinkalkulieren müssen. Von einer Rendite sind wir weit, weit entfernt.“

Sprechen über das "Kaiserkarree", das in Kaiserslautern im Umfeld des Fritz-Walter-Stadions entstehen soll: Klaus Wenzel (Stadiongesellschaft), OBM Klaus Weichel, Erwin Saile (Stadiongesellschaft), Frank Bornmann (Drees und Sommer). (Quelle: Andreas Erb).

Sprechen über das „Kaiserkarree“, das in Kaiserslautern im Umfeld des Fritz-Walter-Stadions entstehen soll: Klaus Wenzel (Stadiongesellschaft), OBM Klaus Weichel, Erwin Saile (Stadiongesellschaft), Frank Bornmann (Drees und Sommer; v.l.). (Quelle: Andreas Erb).

Weichels Idee: „Kaiserkarree“ am Betzenberg

Neben der Mietdebatte stellte Weichel am Montag gemeinsam mit Frank Bornmann von der Beratungsgesellschaft Drees und Sommer ein Konzept vor, wie der Nutzungsgrad der traditionsreichen Fußballarena erhöht werden könnte. Laut Bornmann könnte sich daraus das erste, mit täglichen Mieteinnahmen multifunktional genutzte Fußballstadion der Republik ergeben. Das Konzept sieht vor, bislang ungenutzte Räumlichkeiten für Sportanwendungen, die Gesundheitswirtschaft, Innovationsräume und Gewerbe zu öffnen. Hinzu kommt eine städtebauliche Entwicklung angrenzender Flächen. Entstehen solle hier am Betzenberg das „Kaiserkarree“.

Für Weichel birgt das Vorhaben die Chance, sich vom Ankermieter FCK und dessen Pachtzahlungen unabhängiger zu machen. Zudem könne man nun möglichen Investoren, die ein Interesse an dem Areal hätten, eine eigene Vorstellung über die dortige Stadtentwicklung vorlegen. Die einzelnen Bauabschnitte ließen sich auch modular verwirklichen. Für die aktuelle Mietfrage bedeutet dies allerdings keine Lösung. Denn erstens erfordert die Umsetzung des „Kaiserkarree“ nicht nur einen neuerlichen Einsatz öffentlicher Mittel in zweistelliger Millionenhöhe, sondern nimmt auch einige Jahre in Anspruch.

(Das Foto oben zeigt eine Animation der Pläne für das Kaiserkarree, wie bislang ungenutzte Flächenpotentiale im Umfeld der Südtribüne des Fritz-Walter-Stadions durch einen Anbau „aktiviert“ werden können. Quelle: Drees und Sommer.)

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