Bei der Transformation der Innenstadt setzt Braunschweig auf Bildung, Wissenschaft und Kultur. Dafür liegt nun ein Strategiepapier vor.

Die Stadt Braunschweig arbeitet an der Profilierung ihres Zentrums als „Bildungs- und Arbeitsplatz Innenstadt“. Gestern legte Oberbürgermeister Thorsten Kornblum dafür ein Strategiepapier vor, das heute im Stadtrat diskutiert wird. Es zielt darauf ab, stark frequentierte Einrichtungen der Bereiche Bildung, Wissenschaft, Kunst und Kreativität in die Innenstadt zu bringen. Angesichts des abnehmenden Einzelhandels will die Stadt so neue, zukunftsweisende Nutzungen in ihrem Zentrum verankern. Mit der gezielten Platzierung eigener Einrichtungen will sie zur Innenstadttransformation beitragen. Kornblums Vorstoß steht auch im Zusammenhang mit der drohenden Schließung der Braunschweiger Filiale des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof und soll der City vor dem Hintergrund leerstehender Einzelhandelsflächen neue Perspektiven öffnen.

Frequenzstarke Nutzungen für die Innenstadt

„Künftig soll bei der Stadtentwicklung noch stärker als bisher das Ziel verfolgt werden, frequenzstarke Nutzungen gerade im Bereich der Bildung und der Kultur in die zentrale Innenstadt zu verlagern“, heißt es in dem Strategiepapier. So könnten bei der Entwicklung großer Leerstände neue Nutzungspotenziale entstehen. Zudem könnte die City in ihrer Funktion als zentraler sozialer und demokratischer Ort sowie als gut frequentierter Gewerbestandort davon profitieren.

Daran will die Stadt ihre Flächenpolitik orientieren. Das Strategiepapier stellt in Aussicht, dass die Stadt entsprechende Grundstücke erwirbt: „Die Verwaltung wird zur Schaffung von neuen Raumangeboten für Bildungseinrichtungen Gespräche mit Eigentümern großflächiger Leerstände in der Innenstadt führen.“ Unter der Voraussetzung marktgerechter Angebote könnte die Kommune daraufhin „geeignete Flächen erwerben und entwickeln“.

Nutzungspotenziale: Schulen, Museen und Hochschulen

OBM Thorsten Kornblum (Quelle: Stadt Braunschweig/Daniela Nielsen)

OBM Thorsten Kornblum (Quelle: Stadt Braunschweig/Daniela Nielsen)

Was die Verlagerung von Bildungs- und Kultureinrichtungen ins Stadtzentrum betrifft, geht es in dem Strategiepapier konkret um die räumliche Neuausrichtungen eines Gymnasiums, einer Berufsbildenden Schule und der örtlichen Volkshochschule. Zudem könnte eine städtische Galerie in die City ziehen. Ebenso bietet die Innenstadt das Potenzial für neue Ausstellungs- und Depoträume diverser Museen.

Darüber hinaus schlägt Kornblum vor, Raumbedarfe der Technischen Universität und der Hochschule für Bildende Künste (HBK) in der Innenstadt abzubilden. Dies komme auch dem Anliegen der Hochschulen, sich stärker mit der Stadtgesellschaft zu vernetzen, entgegen. Insbesondere was die HBK betrifft, umreißt das Strategiepapier außerdem die Idee, im Zentrum „angemessenen Atelierraum“ zu schaffen, um ausgebildete Künstler in der Stadt zu halten. Ebenso mangele es in Braunschweig an bezahlbarem Wohnraum für Studenten. Insofern könne das studentische Wohnen in der Innenstadt an Gewicht gewinnen – auch in Kombination von Wohnen und Arbeiten in Ateliers.

Neue Funktionen für die Innenstadt

„Die Innenstadt kann stärker noch als bisher ein Ort der Bildung, der Kreativwirtschaft, des Austausches, der Begegnung und der Kultur werden“, sagt Kornblum. „Indem wir diese Funktionen stärken und erweitern, entstehen positive Effekte auch für Einzelhandel und Gastronomie. Und für die Einrichtungen ist die Ansiedlung in der Innenstadt wiederum hoch attraktiv.“ Über die Frage der Vitalität des Zentrums hinaus sieht sich die Strategie „Bildungs- und Arbeitsplatz Innenstadt“ außerdem im Kontext des Fachkräftemangels: „Bildung und Integration sind vor dem Hintergrund des eklatanten Fachkräftemangels wichtige Aufgaben für die Zukunftsfähigkeit von Stadt, Unternehmen und Gesellschaft“, heißt es in dem Papier.

Demnach soll die Verwaltung nun ein „Handlungs- und Investitionspaket für den Bildungsort Innenstadt auf den Weg bringen“. Zudem hat Kornblum für das weitere Vorgehen und insbesondere die anstehenden Gespräche mit Immobilieneigentümern die Einrichtung einer Task Force Innenstadt angekündigt.

a.erb@stadtvonmorgen.de

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