Die Gestaltungskraft der Gemeinschaft findet ihren Ausdruck in Städten und Gemeinden, sagen die Autoren einer aktuellen Publikation. Unter dem Titel „Beispielhafte Entwicklungsprojekte für innerstädtische Bereiche – Neue Materialien zur Planungskultur“ zeigt sie 33 Beispiele vorbildlicher Innenstadtentwicklung. Das Institut für Städtebau und Wohnungswesen München (ISW) hat sie in Kooperation mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) und dem Deutschen Städtetag veröffentlicht.
Innenstadtentwicklung im Wandel
Im Vorwort schreiben Hilmar von Lojewski (Städtetag) und Bernd Düsterdiek (DStGB): „Nicht erst seit der Coronapandemie zeichnet sich ein Wandel in den Innenstädten und Ortskernen ab, mit vielen Herausforderungen für alle Akteure. Der Konsum ist nicht mehr Hauptanlass für den Besuch. Nutzungsgemischte Zentren, die eine hohe Aufenthaltsqualität mit attraktivem Einzelhandel, Gastronomieangeboten, innerstädtischem Wohnen, Kultur, Bildung und Freizeitangeboten verbinden, sind gefragt.“
Von Erfolgsraum bis Pop-up
Die in der Publikation vorgestellten Beispiele reichen von der Frage nach einer Innenstadt ohne Einzelhandel in Bochum über den „Erfolgsraum Altstadt“ in Mecklenburg-Vorpommern bis hin zur Pop-up-Innenstadt in Ludwigsburg. Dabei werden verschiedene Rubriken gewählt, um die Schwerpunkte der Projekte zu unterscheiden. So widmen sich einige Projekte der strategischen Entwicklung und nutzen Förderprogramme, andere setzen auf Beteiligung und Prozessgestaltung. Es geht aber auch um neue Nutzungen, Wirtschafts- und Gewerbeförderung sowie Innenstadtentwicklung und Leerstandsmanagement. Die fünfte und letzte Rubrik stellt den öffentlichen Raum und Mobilität in den Fokus.
Nutzungsmischung und Funktionsvielfalt
Markus Eltges, Leiter des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), schreibt: „Die Transformation der Innenstädte ist nicht denkbar ohne integrierte Stadtentwicklungskonzepte. In vielen Städten und Gemeinden haben sie sich als Grundlage kommunaler Planungen bewährt. Künftig sollten mehr Orte entstehen, die offen sind für temporäre Nutzungen. Wesentlich für eine erfolgreiche Transformation sind darüber hinaus durchgrünte öffentliche Räume.“
Beispiel setzen auf andere Sichtweisen
Am Beispiel Bochum beschreibt Eckard Kröck die Abkehr von einer reinen Handelsorientierung in der Innenstadt: „Je nach Sichtweise, ist das Zentrum ein schwaches Einkaufszentrum einer Stadt mit circa 370.000 Einwohnern oder auf der anderen Seite eine bunte Mischung aus vielen unterschiedlichsten Nutzungen.“ Die Stadt habe zusammen mit den relevanten Akteuren wie Händlern und Immobilieneigentümern die Innenstadt ohne Einzelhandel gedacht und damit „die gewohnten Grenzen der gelebten planerischen Normalität“ überschritten.
In Mecklenburg-Vorpommern griffen mehrere Städte zum Instrument der Leerstandinszenierung, um auf die Herausforderungen der Innenstadt hinzuweisen. Dadurch änderte sich zum Teil das Kaufverhalten, und es entstanden neue gewerbliche Konzepte. Ludwigsburg testete mit der „Pop-up-Innenstadt“ für einen gewissen Zeitraum Ideen der nachhaltigen und resilienten Stadtentwicklung.