Die Innenstadtpolitik Hanaus gilt als Vorbild. Das Ende der Kaufhof-Filiale trifft die Stadt hart. Sie kämpft bereits um eine Nachnutzung.

Oberbürgermeister Claus Kaminsky spricht von einer „Horrornachricht“. Schließlich engagiert sich die Stadt Hanau seit Jahren für ihre Innenstadt und gilt dafür bundesweit als Innovationstreiberin. Die Vitalität des Zentrums steht auch sinnbildlich für die Politik des Oberbürgermeisters. Umso symbolträchtiger ist es, dass Hanau auf der gestern bekanntgewordenen Streichliste des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof steht. Im Zuge eines Insolvenzverfahrens will das Unternehmen 52 Filialen dicht machen. Doch Kaminsky gibt sich kämpferisch: „Wir werden verhindern, dass die erreichten Erfolge unserer Innenstadtentwicklung durch das Gebaren des Galeria-Karstadt-Kaufhof-Konzerns in Gefahr geraten.“ Daraus ergebe sich eine historische Gestaltungschance für die City.

Stadt will über Kaufhof-Immobilie verfügen

Seit Wochen schon stellt die Hanauer Stadtpolitik Überlegungen für eine mögliche Nachnutzung des Warenhauses an. Das Gebäude ist für die Stadtentwicklung von strategischer Bedeutung. Es beinhaltet eine der größten Handelsflächen in der Stadt. Zudem ist es nicht zuletzt mit seiner denkmalgeschützten Fassade ein Identitätsmerkmal der Hanauer City. „Wir sehen es als unsere Pflicht an, für die weitere Entwicklung unserer Innenstadt aktiv und vorausschauend zu agieren“, sagt Kaminsky.

„Wichtig ist jetzt, dass wir die Verantwortung übernehmen, dass keine Brache in 1A-Lage entsteht.“ Ein langfristiger Leerstand an der exponierten Stelle der Kaufhof-Filiale und damit „eine lange Hängepartie zulasten der Entwicklungschancen unserer Stadt“ seien zu vermeiden. Daher will die Stadt schnellstmöglich die Verfügungsgewalt über das Haus erlangen. „Der Plan heißt nun, das Haus in der Innenstadt zu übernehmen, ins Eigentum zu kommen“, sagt Kaminsky. Gespräche mit den Eigentümern liefen bereits. Geprüft werde der Erwerb der Immobilie „über eine städtische Gesellschaft mit privaten Partnern oder gegebenenfalls auch allein“.

Die Stadt als Moderator, Impulsgeber und Akteur

In einer ähnlichen Situation war Hanau zuletzt schon einmal. Auf Basis ihrer Vorkaufsrechtsatzung hatte die Stadt über eine kommunale Gesellschaft eine städtebaulich markant gelegene Immobilie gekauft und damit den dortigen Weiterbetrieb eines Spielwarenladens gesichert. Damals stand sogar die Idee im Raum, dass die Stadt über ihre Marketinggesellschaft selbst den Betrieb des Spielwarenladens übernehmen könnte. Da ein Nachfolger gefunden wurde, kam dieser Gedanke aber nicht zum Tragen.

Mit genauso kreativen Ideen engagiert sich Hanau nun für die Nachnutzung der Kaufhof-Immobilie. Dabei setzt die Stadt nach eigenen Angaben auf ihr „vielfältiges privatwirtschaftliches Netzwerk“, um neue Nutzungsideen und Lösungen zu finden. Zudem könnte sie sich selbst nicht nur als Moderator und Impulsgeber, sondern auch als konkreter Akteur in die Immobilienentwicklung einbringen: „Es gibt für eine Stadt auf Wachstumskurs viele öffentliche Bedarfe, die dort ebenfalls im Herzen unserer Stadt ihren Platz finden könnten“, meint Kaminsky.

Die Karstadt-Transformation macht Mut

Mut für die Zukunft macht Kaminsky der Blick in die Vergangenheit. Vor 15 Jahren zog sich Karstadt bereits aus Hanau zurück. „Die folgenden Monate des Leerstands haben gezeigt, dass sie das Einkaufserlebnis in einer Innenstadt massiv beeinträchtigen“, erinnert sich der Oberbürgermeister. Jedoch fand sich eine Lösung für die leerstehende Immobilie: Der Projektentwickler HBB (Hanseatische Betreuungs- und Beteiligungsgesellschaft) erwarb das Haus und integrierte es in das Forum Hanau, ein großes Shopping Center.

Info

#stadtvonmorgen berichtet auf seiner Themenseite Innenstadt ausführlich über die Transformation der Zentren. Im Zusammenhang mit der Situation bei Galerie Karstadt Kaufhof gibt es hier aktuelle Berichte über die Positionierung des Deutschen Städtetags, den gelungenen Karstadt-Umbau in Kaiserslautern und ein Interview mit GBI-Vorstand Simon Hübner über die städtebaulichen Entwicklungschancen, die sich aus einem leerstehenden Warenhaus ergeben.

a.erb@stadtvonmorgen.de

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