Es ist ein spektakulärer Fund, den Archäologen vor wenigen Tagen in Trier zutage gefördert haben. Es handelt sich um ein kalksteinernes, 1,2 Meter hohes Relief. Das Bildhauerwerk zeigt Cautes, einen Begleiter des römischen Lichtgottes Mithras. Damit einhergeht die Entdeckung einer einstigen Kultstätte für den römischen Gott aus dem vierten Jahrhundert. Nun laufen auf dem Gelände, wo zukünftig eine Hauptfeuerwache entsteht, archäologische Grabungen. Der Fund zeige die Einzigartigkeit des antiken Erbes in Trier, so Oberbürgermeister Wolfram Leibe. „Gemeinsam bergen wir hier archäologische Kostbarkeiten der Vergangenheit und sorgen gleichzeitig mit dem Bau einer modernen Feuerwache für die Sicherheit der Zukunft.“
Trier: historisches Beispiel für urbane Transformation
Die reiche Geschichte der – je nach Rechnung – ältesten deutschen Stadt bietet die Kulisse der Deutschen Stadtmarketingbörse 2023 der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland (bcsd). Seit Sonntag läuft der Kongress in Trier. „Die Stadt auf der Couch – Wie der Dialog zur Transformation der Stadt gelingt“ lautet der Titel der Veranstaltung, die heute endet. Und für eine stetige urbane Transformation über Jahrhunderte hinweg gibt die Stadt Trier, deren Anfänge 17 vor Christus belegt sind, ein faszinierendes Beispiel ab. „Man sieht die Jahresringe der Geschichte in jedem Bauwerk“, begründet bcsd-Vorsitzende Bernadette Spinnen bei der Pressekonferenz zur Kongresseröffnung die Wahl des Veranstaltungsorts.
Inhaltlich widmet sich die Stadtmarketingbörse dem urbanen Wandel. Dabei bleibt der Kongress keineswegs in der Römerzeit verhaftet, sondern rückt aktuelle Transformationsthemen wie die Innenstadtentwicklung oder die Klimaanpassung in den Fokus. Es zeichnet sich eine neue Rolle und ein neues Selbstverständnis für das Stadtmarketing ab: Es könne in den Städten tiefgreifende Transformationsprozesse begleiten, indem es dazu beitrage, die Menschen in die Umsetzung stadtstrategischer Ziele einzubeziehen, so Spinnen.
Eine vermittelnde Rolle für das Stadtmarketing
Derzeit fänden mannigfaltige Umbrüche statt. Spinnen erinnert an den Begriff der „Zeitenwende“, den Bundeskanzler Olaf Scholz zuletzt prägte. Es seien viele Wenden zu meistern: etwa die Verkehrswende, die Wärmewende, die Energiewende. All dies spiele sich vorwiegend in den Städten ab. Entsprechend gebe es dort „einen Aushandlungsprozess nach dem nächsten“. Die Menschen seien mit Umwälzungen und neuen Zielsetzungen konfrontiert.
Was fachlich in verschiedenen Sektoren und auf verschiedenen Ebenen diskutiert werde, fließe in der städtischen Alltagswelt zusammen. „Es geht um die ernsthafte Frage, wie es uns gelingt, die verschiedenen Wenden mit den Leuten zu machen“, meint Spinnen. Es gelte, Prozesse transparent zu organisieren und Akzeptanz für die Neuerungen zu schaffen. Das Stadtmarketing könne dabei in Anlehnung an seine angestammten Aufgaben die vermittelnde Rolle übernehmen, „der Verwaltung und der Politik mitzuhelfen, die Bürger mitzunehmen“. Es gehe um Kommunikation und um Partizipation.
Innenstadt bleibt Gestaltungsthema fürs Stadtmarketing
Dabei sind die Herausforderungen, vor denen die Innenstadt steht, typischerweise ein wesentliches Thema, dem sich das Stadtmarketing widmet. Auch hierfür biete sich Trier als Anschauungsbeispiel an, meint Spinnen. Da die Stadt mit der berühmten Porta Nigra aufgrund ihres historischen Erbes stark touristisch geprägt ist, habe sie bereits in der Vergangenheit ihr Profil konsequent danach ausgerichtet. Dementsprechend habe sie als Welterbestätte ein besonders starkes Augenmerk auf die Aufenthaltsqualität in ihrer Innenstadt, auf Kultur und auf ihre städtebauliche Gestalt gelegt, erklärt Spinnen. Der Einzelhandel sei kein alles andere dominierender Faktor des Zentrums. Insofern sei die Trierer City vergleichsweise breit aufgestellt und erweise sich angesichts des Wandels im Handel als resilient.
Mit dem Beigeordneten Ralf Bitten hat Trier einen eigens für die Innenstadt zuständigen Dezernenten. Strategisch die fürs Zentrum relevanten Themen auf diese Weise an politisch exponierter Stelle zu bündeln, sei ein Ansatz, der in die Zukunft weise, so Spinnen. Ausgerechnet in der ältesten Stadt Deutschlands.