Eine neue Studie bewertet die Attraktivität deutscher Innenstädte als gut. Aber: Viele Befragte wollen ihre City nicht weiterempfehlen.

Die heute erschienene Studie „Vitale Innenstädte 2022“ des Instituts für Handelsforschung Köln (IFH Köln) stellt den deutschen Innenstädten hinsichtlich ihrer Attraktivität ein gutes Zeugnis aus. Demnach liegt die Gesamtattraktivität der deutschen Zentren bei der Schulnote 2,5. Dabei zeigt sich ein positiver Trend: In Vorgängerstudien wurden die Innenstädte durchschnittlich mit 2,6 (2018) beziehungsweise 2,7 (2016) bewertet. Gleichwohl ist die Bereitschaft der Befragten, die jeweilige Innenstadt weiterzuempfehlen, nur schwach ausgeprägt. Dieser Befund sei ein „besorgniserregendes Signal“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE) Stefan Genth.

Nur wenige würden ihre Innenstadt weiterempfehlen

Das IFH Köln gibt seine Studie „Vitale Innenstädte“ alle zwei Jahre heraus. Darin untersucht es die Attraktivität deutscher Stadtzentren vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen wie der Digitalisierung oder strukturellen Umwälzungen. Dafür wurden im vergangenen Herbst insgesamt rund 69.000 Passanten in 111 deutschen Innenstädten verschiedener Größenklassen befragt. Durchschnittlich bewerten die Befragten die Attraktivität der jeweiligen Innenstadt mit 2,5. In ihren jeweiligen Größenklassen schneiden die Städte Leipzig (Foto oben), Erfurt, Göttingen, Goslar und Warburg am besten ab.

In der nun veröffentlichten, fünften Auflage der Studie ist erstmals die Weiterempfehlung der jeweiligen Innenstadt als Faktor aufgenommen. Unter diesem Blickwinkel zeigt sich ein für die Städte erstaunlich schlechtes Resultat. In mehr als der Hälfte der Fälle (53 Prozent) geben die Befragten nämlich an, die jeweilige Innenstadt nicht weiterempfehlen zu wollen. Hier sieht die Studie folglich dringenden Nachholbedarf und fordert Maßnahmen, um die Lebendigkeit und Zukunftsfähigkeit der Zentren auszubauen.

Besucherfrequenz nimmt nach Corona wieder zu

Als Einflussfaktoren, die die Weiterempfehlung von Innenstädten bestimmen, identifiziert die Studie zuvorderst die Aufenthaltsqualität und die Stadtgestaltung, gefolgt von touristischer Qualität und dem Erlebniswert. Auch das Einzelhandelsangebot spielt demnach eine wichtige Rolle für die Wahrnehmung einer Stadt als attraktiv und für die Bereitschaft, sie als Destination weiterzuempfehlen. „Das macht deutlich, dass der Einzelhandel bei Bemühungen zur Belebung von Stadtzentren immer als ganz wesentlicher Akteur vor Ort einbezogen sein muss“, sagt Genth.

Insgesamt hat sich die Besucherfrequenz laut der Innenstadtstudie in den Cities nach den Lockdowns während der Coronakrise mittlerweile wieder stabilisiert. Das Niveau von 2019 habe sie allerdings noch nicht erreicht. Neben dem Einkaufen als wichtigstem Anlass, die Innenstadt zu besuchen, rückten zunehmend weitere Motive wie gastronomische Angebote in den Vordergrund. Laut Umfrage wünschen sich die Passanten ihre Innenstädte als Begegnungsstätte (45 Prozent), als Einkaufsort (43 Prozent), als Raum für Kunst und Kultur (36 Prozent) sowie für Gastronomie (35 Prozent).

Unterstützt wurde die Untersuchung des IFH Köln von der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing, der Industrie- und Handelskammer, dem Städte- und Gemeindebund sowie dem HDE.

a.erb@stadtvonmorgen.de

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