„Wir legen heute die Basis für eine positive wirtschaftliche Perspektive von Galeria.“ Zukunftsfroh äußerte sich gestern Miguel Müllenbach, der Geschäftsführer des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof. Am Nachmittag verbreitete das in Insolvenz geratene Unternehmen, dass es im Zuge seines Sanierungsplans 52 seiner 129 Filialen schließen wolle. Ganz anders als das Statement Müllenbachs klingen die Reaktionen aus den betroffenen Städten: Die Filialschließung sei eine „ganz schreckliche Nachricht“, sagt Oberbürgermeisterin Eva-Maria Kröger aus Rostock. Sie bedeute für die City einen „drastischen Einschnitt“, sagt Oberbürgermeister Thorsten Kornblum aus Braunschweig. Und von einem „schweren Rückschlag für den Einzelhandelsstandort Pforzheim und für die Innenstadt“ spricht Oberbürgermeister Peter Boch.
Dynamischer Strukturwandel in den Innenstädten
Für viele Städte, die ohnehin um die Vitalität ihrer Innenstadt ringen, bringt der drohende Leerstand einer städtebaulich markant gelegenen Immobilie wie der eines Warenhauses eine zusätzliche Transformationsaufgabe mit sich. „Der Verlust dieses zentralen Ankers unserer Innenstadt macht deutlich, wie dynamisch der Strukturwandel im Handel und in den Innenstädten voranschreitet“, sagt Kornblum. Entsprechend groß ist die Sorge um die Vitalität des Zentrums in den Städten, die von Filialschließungen betroffen sind.
Demgegenüber ist dort, wo Galeria-Filialen erhalten bleiben, Erleichterung zu spüren. So zeigt sich Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler aus Speyer „sehr erleichtert, dass das Warenhaus unserer Innenstadt erhalten bleibt“. Das sei eine „ausgezeichnete Neuigkeit“, so Seiler. „Nun gilt es, den Standort zukunftsfähig auszurichten, damit das Warenhaus mit Tradition noch lange unverzichtbarer Teil der Einkaufsstadt Speyer ist.“ Um die positive Nachricht vom Erhalt der lokalen Filiale und deren zukunftsfähige Ausrichtung zu flankieren, signalisiert Oberbürgermeister Frank Mentrup aus Karlsruhe die Bereitschaft der Stadt zur Unterstützung, wenn es beispielsweise um die Untervermietung freier Flächen geht.
Galerie Karstadt Kaufhof will 52 Filialen schließen
In zwei Wellen, zum 30. Juni 2023 und zum 31. Januar 2024, plant der Warenhauskonzern, 52 Filialen zu schließen. In diesem Jahr betrifft dies die Standorte in Celle, Coburg, Cottbus (Foto oben), Duisburg, Erlangen, Gelsenkirchen, Hagen, Hamburg (zwei), Leipzig, Leverkusen, München, Neuss, Nürnberg (zwei), Offenbach, Paderborn, Regensburg, Saarbrücken, Siegen und Wiesbaden.
2024 sollen dann Häuser in Bayreuth, Berlin (zwei), Bielefeld, Braunschweig, Bremen, Darmstadt, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Esslingen, Frankfurt am Main, Hanau, Heidelberg, Hildesheim, Kempten, Krefeld, Leonberg, Limburg, Lübeck, Mönchengladbach, Oldenburg, Pforzheim, Reutlingen, Rosenheim, Rostock, Schweinfurt, Siegburg, Stuttgart, Viernheim und Wuppertal geschlossen werden. Davon betroffen sind nach Angaben des Unternehmens rund 4.000 Mitarbeiter.