Die Coronakrise beeinflusst die Verkehrsplanung von Städten. So richtet die Stadt Stuttgart nun temporäre Radfahrstreifen, sogenannte Pop-up-Bike-Lanes, ein. Damit reagiert die Stadt auf einen aktuellen Trend der Mobilität. Aufgrund der Coronakrise habe der Autoverkehr stellenweise deutlich abgenommen. Andererseits nutzten viele Menschen verstärkt das Fahrrad. Daher zeichne Stuttgart als erste baden-württembergische Stadt die temporären Radfahrstreifen aus. Dies teilte die baden-württembergische Landeshauptstadt gestern mit.
Die Pop-up-Bike-Lanes sind zunächst bis zum 4. Oktober 2020 befristet. Die Radwege werden an zwei zentralen Straßen in beiden Richtungen ausgewiesen. Jeweils die rechte Fahrspur wird dort zum Radfahrstreifen. Stellenweise sind diese auch für Busse freigegeben. Um sie als provisorische Einrichtung zu kennzeichnen, erhalten die Radwege eine gelbe Markierung. Zudem werden sie mit Spurleittafeln und Verkehrszeichen ausgestattet. In bestehenden Parkbuchten werden mobile Radbügel aufgestellt sowie eine Ladezone und Flächen für das Abstellen von E-Scootern und Krafträdern eingerichtet.
Gemeinderat beschließt temporäre Radfahrstreifen
Die temporären Radfahrstreifen gehen zurück auf einen Beschluss des Gemeinderats. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik hat darüber am 5. Mai 2020 entschieden. Die Gesamtkosten betragen für die Einrichtung in beiden Straßenzügen rund 130.000 Euro.
Die Stadt wagt damit nach eigenen Angaben ein „Experiment“. Das zielt nicht nur darauf ab, den Radverkehr zu stärken und sicherer zu machen, sondern auch, Erfahrungen zur weiteren Förderung des Radverkehrs zu sammeln. Von der kontinuierlichen Beobachtung der Pop-up-Bike-Lanes erwartet sich die Stadt neue Erkenntnisse bezüglich der Verträglichkeit der Radfahrstreifen mit der sich verändernden Verkehrsfrequenz, insbesondere mit steigenden Verkehrsmengen. Ist diese Verträglichkeit nicht mehr gegeben, sollen die Interimsfahrradstreifen überarbeitet oder rückgängig gemacht werden.
Zuletzt hatte Stuttgart seine Anstrengungen dafür intensiviert, eine Fahrradstadt zu werden. So fußen auch die aktuellen Markierungen auf ohnehin vorhandenen Planungsansätzen für die Radverkehrsführung. Diese Planung überführte die Verwaltung nun in eine Interimslösung.