Die Diskussion um das Erreichen der Klimaziele könnte die Priorisierung für den Ausbau und die Elektrifizierung von Bahnstrecken verändern. Nachdem im vergangenen Dezember die Beschleunigungskommission Schiene in ihrem Abschlussbericht das Bundesverkehrsministerium auf „die herausragende Bedeutung der Schiene für den Klimaschutz“ hingewiesen hatte, nahmen gestern die Oberbürgermeister des Sächsisch-Bayerischen Städtenetzes bei ihrem Jahrestreffen in Bayreuth darauf Bezug. Sie sehen sich in ihrer langgehegten Forderung nach der Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale bestätigt – nicht zuletzt, um Klimaziele zu erreichen.
Neuer Schub für Franken-Sachsen-Magistrale?
Der Ausbau der Schieneninfrastruktur liege „im überragenden und öffentlichen Interesse“, heißt es im Abschlussbericht der Beschleunigungskommission Schiene. Dabei nimmt sie insbesondere Bezug auf den Klimaschutz. Um den Infrastrukturausbau sowie Elektrifizierungs- und Digitalisierungsmaßnahmen konsequenter voranzubringen, schlägt sie ein „Moderne-Schiene-Gesetz“ vor. „Dazu gehören die Vereinfachung von Wirtschaftlichkeits- und Verwendungsnachweisen sowie die Verschlankung von Genehmigungsverfahren“, so die Kommission in ihrem Bericht.
„Wir sind zuversichtlich, dass die Franken-Sachsen-Magistrale von dieser Gesetzesinitiative profitiert“, teilen nun die Oberbürgermeister des Städtenetzes mit. Die Franken-Sachsen-Magistrale verbindet die Regionen Nürnberg und Dresden. Insbesondere im bayerischen Raum fehlt es an einer Elektrifizierung. Dafür streitet das Städtenetz seit Jahrzehnten. Zuletzt hemmte eine für den Streckenausbau ungünstig ausgefallene Wirtschaftlichkeitsberechnung das Infrastrukturprojekt. Mit der sich abzeichnenden neuen Priorisierung des Klimaschutzes in der Infrastrukturplanung sehen die Oberbürgermeister allerdings „gute Chancen, dass die Planungen zur Elektrifizierungslücke Nürnberg-Marktredwitz-Tschechien wiederaufgenommen werden“.
Elektrifizierung der „größten Dieselinsel Mitteleuropas“
Mit Blick auf die nicht elektrifizierten Streckenabschnitte spricht Horst Geisel, zweiter Bürgermeister aus Marktredwitz, von der „größten Dieselinsel Deutschlands, ja Mitteleuropas“. Diese umfasse grob umrissen das Dreieck Hof-Nürnberg-Regensburg mit rund 1.000 zusammenhängenden Streckenkilometern ohne Fahrdraht. Ohnehin müsse die Strecke bis 2040 klimaneutral betrieben werden. Die Elektrifizierung der „Dieselinsel“ sei also „das Rückgrat des erforderlichen Mobilitätswandels“ für eine wichtige Bahnstrecke im Zentrum Europas. Hier bestehe großer Handlungsbedarf.
Darüber hinaus verweist der Bayreuther Oberbürgermeister Thomas Ebersberger auf die Relevanz der Strecke für den daran angebundenen Regionalverkehr. „Die vollständige Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale ist nicht nur Voraussetzung für die S-Bahn-Erweiterung Nürnberg bis Neuhaus an der Pegnitz. Unter ihrem Fahrdraht könnten auch Batteriefahrzeuge laden, welche die zahlreichen nicht elektrifizierten Zweigstrecken bedienen.“ Dies sei ebenfalls ein wichtiger Baustein der Mobilitätswende hin zu einem klimafreundlicheren Verkehrssystem.
Sächsisch-Bayerisches Städtenetz verbindet sechs Kommunen
Beim jährlichen Treffen des Sächsisch-Bayerischen Städtenetzes kommen die Stadtlenker der Städte Bayreuth, Marktredwitz, Hof, Chemnitz, Zwickau und Plauen zusammen. Neben Geisel und Ebersberger trafen sich gestern die Oberbürgermeister Steffen Zenner (Plauen), Eva Döhla (Hof) und Constance Arndt (Zwickau) sowie Martin Reinhold vom Chemnitzer Verkehrsamt in Vertretung des Oberbürgermeisters Sven Schulze.