Die Kampagne „#BesserWeiter“ will Vertrauen in den ÖPNV schaffen. Der ringt zugleich mit steigenden Infektionszahlen und Maskenverweigerern.

Um dem Fahrgastschwund entgegenzuwirken, starten die Verkehrsunternehmen eine gemeinsame Kampagne für den öffentlichen Personennahverkehr. Die Kampagne unter dem Motto „#BesserWeiter“ läuft unter der Koordination des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV). Unterstützt wird sie von Bund, Ländern sowie kommunalen Spitzenverbänden. Dass zeitgleich mit ihr die Coronainfektionen wieder ansteigen und dabei auch der ÖPNV ins Brennglas gerät, überschattet die Kampagne.

Kampagne wirbt um Vertrauen der Fahrgäste in den ÖPNV

Zur Zeit des bundesweiten Stillstands im März und April zählten die Verkehrsunternehmen durchschnittlich nur noch etwa 20 Prozent ihres üblichen Fahrgastaufkommens. Mittlerweile liegt die Auslastung von Bussen und Bahnen bundesweit wieder bei 60 bis 70 Prozent. Die Kampagne, die in der vergangenen Woche bei einer Pressekonferenz in Berlin offiziell vorgestellt wurde, möchte um weiteres Vertrauen der Fahrgäste werben.

Begleitet wird sie von Maßnahmen der Marktforschung. In monatlichen, repräsentativen Umfragen wird in einem „Vertrauensindex Bus und Bahn“ die Stimmungslage der Menschen bei der Nutzung des ÖPNV ermittelt. Im Herbst soll eine Bekennerkampagne unter dem Motto „Ich bin Wiedereinsteiger“ die Anstrengungen flankieren.

Im Augenblick nähern sich die Fahrgastzahlen nur langsam dem üblichen Niveau an. Pendler und Gelegenheitsnutzer meiden den ÖPNV, da sie ein höheres Ansteckungsrisiko befürchten. Allerdings gebe es „kein wissenschaftlich nachgewiesenes erhöhtes Infektionsrisiko in den öffentlichen Verkehrsmitteln“, heißt es in der Pressemeldung zur Kampagne.

Kampf gegen „Maskenverweigerer“ im ÖPNV

„Wir wollen das Vertrauen in den ÖPNV mit den Maßnahmen zum Gesundheitsschutz wieder stärken“, sagt Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Bus und Bahn seien auch in der Coronakrise „klimafreundliche, zuverlässige und vor allem sichere“ Verkehrsmittel. „Mit unserer Kampagne sensibilisieren und informieren wir, wie Verkehrsunternehmen und Fahrgäste in der Coronapandemie gemeinsam besser weiter kommen – selbstverständlich nur mit Maske.“

Dabei sei es elementar, dass sich die Fahrgäste im ÖPNV durch das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes rücksichtsvoll verhielten, sagt Oliver Wolff, Hauptgeschäftsführer des VDV. Die Verkehrsunternehmen verstärkten ihre Anstrengungen für Hygiene. „Gegen Maskenverweigerer werden wir gemeinsam mit Polizei und Ordnungsämtern konsequent vorgehen“, so Wolff.

Landsberg: ÖPNV ist „systemrelevant“

Auch kommunale Spitzenverbände unterstützen die Kampagne. Die Städte wollten trotz Corona einen leistungsstarken ÖPNV sichern. „Nur so wird die Verkehrswende gelingen: mit weniger Autofahrten, mehr Radverkehr und möglichst vielen Menschen, die Bus und Bahn nutzen. Corona darf die Verkehrswende nicht ausbremsen“ , sagt Städtetagspräsident Burkhard Jung, OBM aus Leipzig. „Der ÖPNV ist nicht der Coronatransporteur.“

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, bezeichnet den ÖPNV als „systemrelevant“. Dabei fordert er „für Klimaschutz und mehr Lebensqualität vor Ort gemeinsame Investitionen von Bund, Ländern, Kommunen und Verkehrsunternehmen in die Infrastruktur, moderne Fahrzeuge, Digitalisierung und mehr Komfort“.

Hohes Engagement in den Städten: Beispiel Mannheim

Fast zeitgleich mit der Pressekonferenz kündigten einige deutsche Städte an, verstärkt auf Verstöße gegen die Maskenpflicht im ÖPNV zu reagieren. Gelsenkirchen in Nordrhein-Westfalen etwa unternimmt entsprechende Schwerpunktkontrollen. Hier werden Bußgelder von bis zu 150 Euro verhängt. Auch im baden-württembergischen Mannheim sind Kontrollen der Maskenpflicht angekündigt. Hier wird laut Presseinformation bei Verstößen ein „Bußgeld von mindestens 100 Euro“ fällig.

Neben der Überwachung der Maskenpflicht in Linien und an stark frequentierten Haltestellen setzt Mannheim ebenfalls auf eine intensive Kommunikation. Unabhängig von der bundesweiten Kampagne hat die Neckarstadt mit ihrem Verkehrsunternehmen längst entsprechende Informationsmaßnahmen eingeleitet. Die lokale Kampagne zielt bereits seit Wochen darauf auf, auf die Einhaltung der Maskenpflicht sowie der Abstands- und Hygieneregeln im ÖPNV hinzuweisen.

Neben Informationen an Haltestellen, in den Fahrzeugen und im Web laufen in Bussen und Bahnen regelmäßige Bandansagen ab. Wie die Stadt mitteilt, sind in den Fahrzeugen zusätzliche Hygienevorkehrungen getroffen. Darunter sind regelmäßige Desinfektionsreinigungen sowie gläserne Trennscheiben zum Gesundheitsschutz für Fahrpersonal und Fahrgäste.

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