Der Busverkehr in Offenbach fährt nur noch eingeschränkt, im nächsten Schritt kommen die Verleih-E-Bikes nicht mehr aus der aktuellen Winterpause zurück, und auch das Carsharing wird es künftig nicht mehr geben. Dies sind die Hauptpunkte eines Reorganisationsprozesses, die der Geschäftsbereich Mobilität der Stadtwerke Offenbach seit dem vergangenen Jahr und noch bis Ende 2024 durchläuft. Für die Bürger bedeuteten diese Einsparungen „schmerzhafte“ Einschnitte, wie Bürgermeisterin und Mobilitätsdezernentin Sabine Groß bei einer Pressekonferenz vor wenigen Tagen erklärte. Doch sei der Reorganisationsprozess wichtig, um nicht noch mehr Verkehrsleistung streichen zu müssen. Es fehle schlicht das notwendige Geld, um die Leistungen aufrecht erhalten zu können.
Konzept zur Reorganisation des ÖPNV
Die Offenbacher Stadtverordneten hatten im vergangenen Mai ein Konzept beschlossen, das vom Lenkungskreis Mobilität der Stadt Offenbach und dem Beratungsunternehmen KCW ausgearbeitet worden war. Der Lenkungskreis setzte sich aus der für den ÖPNV verantwortlichen Bürgermeisterin Groß und dem Stadtkämmerer Martin Wilhelm sowie den Geschäftsführungen der für den Nahverkehr zuständigen Stadtwerke-Unternehmen zusammen.
Für das Jahr 2022 sah das Konzept vor, die Ausgaben für den ÖPNV auf 14 Millionen Euro und für die Folgejahre auf 13 Millionen Euro zu deckeln. Dieses Ziel sollte hauptsächlich durch Einsparungen beim Busangebot und in den Betriebsabläufen erreicht werden. Dieser Deckel sei für 2022 nicht nur eingehalten, sondern auch um eine Million Euro unterschritten worden, erklärt Groß – „und das trotz Preissteigerungen und der aktuell hohen Inflation“. Laut Ratsbeschluss bleibt das Geld nun im Unternehmen. Es sei weiterhin Ziel, das Angebot möglichst schnell wieder zu verbessern.
Stadtbus-Angebot zusammengekürzt
„Obwohl die Maßnahmen des Reorganisationsprozesses greifen, ist eine Einhaltung des Deckels leider nur durch die bereits erfolgte Reduktion des Angebots möglich“, sagt der Stadtkämmerer. Es sei gelungen, hauptsächlich Verkehre zu kürzen, die auf Teilstrecken parallel fuhren. Bereits im Juli 2022 war das Stadtbusangebot in Offenbach laut Wilhelm um rund 560.000 Kilometer pro Jahr gekürzt worden, wodurch 2022 knapp 750.000 Euro eingespart werden konnten.
Ebenfalls auf der Streichliste steht das Car- und Bikesharing-System eMobil, das seit 2011 von den Stadtwerken Offenbach in Kooperation mit dem Verkehrsverbund RMV betrieben wird. Das Angebot wird nun schrittweise eingestellt: Die Pedelecs kommen nach der Winterpause nicht zurück in den Verleih, seit dem 7. März sind keine Anmeldungen von Neukunden mehr möglich, und ab dem 30. April können auch keine eMobil-Autos mehr ausgeliehen werden.
E-Mobilität als Pionierangebot in Offenbach
„Das eMobil-System war in Offenbach als Pionierangebot für elektrische Antriebe aufgebaut worden“, erklärt Groß. Damit sei ein niedrigschwelliger Zugang zu E-Autos und Pedelecs ermöglicht worden zu einer Zeit, als diese noch nicht so weit verbreitet wie heute gewesen seien. „Technisch und organisatorisch funktioniert unser Angebot einwandfrei“, betont Groß. Für ein wirtschaftlich positives Ergebnis sei jedoch ein engeres Netz an Stationen nötig. Jetzt solle es an einen externen Anbieter übergeben werden. Details dazu kann Groß noch nicht nennen.
Ursprünglich hatte das Einsparkonzept auch vorgesehen, die Mobilitätszentrale zu schließen. Diesen Schritt hatte laut Bürgermeisterin das hinzugezogene Beratungsunternehmen empfohlen. Doch im Zuge der Einführung des Neun-Euro-Tickets im Sommer 2022 sowie der angekündigten Einführung des Deutschlandtickets hat sich laut Groß gezeigt, dass viele Bürger die persönliche Beratung vor Ort benötigen. Daher sei entschieden worden, die Mobilitätszentrale nicht zu schließen, sondern zur Kostensenkung die Öffnungszeiten anzupassen. Damit seien zwei Teilzeitstellen eingespart worden.