Die Kulturressorts der Städte Leipzig und Dresden entwickeln einen CO2-Rechner für den Kulturbetrieb. Ab Frühjahr steht er nach Angaben der Kommunen allen dortigen Kultureinrichtungen kostenfrei zur Verfügung. Es handelt sich um den ersten CO2-Rechner, der sich speziell an Kulturbetriebe richtet. Damit können die Einrichtungen auf dem Weg zur Klimaneutralität ihre CO2-Emissionen erfassen. Wie eine CO2-Kompensation für Kulturveranstaltungen funktionieren kann, macht Kaiserslautern derweil vor: Dort läuft mit der „Jazzbühne“ schon seit Jahren eine klimaneutrale Konzertreihe.
CO2-Rechner als Tool für den Kulturbetrieb
„Die Kultureinrichtungen leben Nachhaltigkeit vor und engagieren sich inhaltlich wie strukturell sehr stark für Klima und Umwelt“, sagt Leipzigs Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke. „Bislang werden die Bemühungen jedoch ausgebremst, weil derzeit kein geeignetes Werkzeug zur Verfügung steht, um den Status quo eigenständig zu ermitteln und wirksam handeln zu können.“ Der neue CO2-Rechner will diese Lücke schließen.
Für Dresden ordnet sich das Tool in ein breites Engagement der Kulturakteure für den Klimaschutz ein. Vor etwa einem Jahr unterzeichneten örtliche Kulturinstitutionen die „Dresdner Charta für Nachhaltigkeit im Kultursektor“. Mittlerweile haben sich 37 Kulturinstitutionen den Zielen der Charta verpflichtet. „Der Emissionsrechner ist ein weiterer wichtiger Baustein in unserer kommunalen Strategie zur nachhaltigen Entwicklung im Kulturbereich“, sagt Kulturamtschef David Klein.
„Jazzbühne“ in Kaiserslautern klimaneutral
Konkret handelt es sich bei dem CO2-Rechner um eine Anpassung des eigentlich auf Handwerksbetriebe ausgelegten sogenannten E-Tools an die Belange des Kulturbetriebs. Der Rechner berücksichtigt Kriterien wie den Transport von Kunstwerken zu Ausstellungen, den Verbrauch von Materialien zur Kostümanfertigung oder die geschätzte Distanz bei der Anreise von Gastkünstlern, Publikum oder Dienstleistern wie Technikfirmen. Die Datenerfassung macht zum einen sichtbar, an welchen Stellen im Kulturbetrieb die größten CO2-Emissionen entstehen. Zum anderen bemisst sie den CO2-Fußabdruckk der jeweiligen Veranstaltung oder Institution.
Wie eine Kulturveranstaltung klimaneutral vonstattengehen kann, zeigt derweil eine Konzertreihe in Kaiserslautern. Die dortige „Jazzbühne“ (Foto oben) läuft seit 2003 und seit 2010 klimaneutral. Damit ist sie die erste klimaneutrale Konzertreihe Deutschlands und wohl auch Europas. Um die Klimaneutralität zu erreichen, kompensieren die „Jazzbühne“-Macher den CO2-Ausstoß pro Saison. Dabei greifen sie auf eine Organisation zurück, die eigens zur CO2-Kompensation Wälder schützt und Bäume pflanzt. Pro Saison zahlt die „Jazzbühne“ einen Beitrag an diese Organisation. Mit dem Geld werden so viele Bäume gepflanzt und geschützt, wie es rechnerisch braucht, um das bei den Konzerten ausgestoßene CO2 auszugleichen.
Klimaneutrale Jazzreihe: Publikum reagiert positiv
Initiiert wird die Jazzreihe im Rahmen des städtischen Konzertprogramms von dem Schlagzeuger und Biologen Michael Lakatos. Was die Berechnung des CO2-Ausstoßes angeht, beziehe man die Anfahrt des Publikums und die Anreise der Künstler in die Kalkulation ein, erklärt Lakatos. Für die Anreise des Publikums gilt eine Mischkalkulation mit 200 Zuschauern pro Konzert aus verschiedenen Radien. Zudem sind weitere Parameter wie die nötige Heizwärme und der Strom pro Veranstaltung in die CO2-Berechnung einbezogen.
Je Saison, die aus fünf Konzertterminen besteht, rechne man mit sechs bis zehn Tonnen CO2 – also maximal zwei Tonnen pro Termin, erklärt Lakatos. Der Kompensationsbeitrag, den die Musiker leisten, liegt bei 200 Euro. Dies entspricht etwas mehr als 13 Tonnen CO2. „Wir kompensieren also deutlich mehr als wir müssten“, sagt Lakatos. „Gerade das Publikum hat es sehr positiv aufgenommen, dass wir als Künstler Verantwortung für das Klima zeigen.“ Die Effekte im Sinne des Klimaschutzes gingen über die konkrete CO2-Einsparung hinaus: „Unser Engagement hat durchaus einige Diskussionen ausgelöst und in unserem Wirkungskreis die Sensibilität für den Klimaschutz gestärkt.“ Seit 2010 habe man zur Pflanzung von mehr als zehn Fußballfeldern Wald beigetragen.
Das Foto oben zeigt die Stammformation der „Jazzbühne“ mit Stefan Engelmann (Bass), Lakatos und Martin Preiser (Klavier; von links).