Wie lässt sich der Beitrag eines Unternehmens fürs Gemeinwohl bilanzieren? Dafür startet Köln ein Pilotprojekt.

Die Stadt Köln startet ein Pilotprojekt zur Gemeinwohlbilanzierung von Unternehmen. Daran beteiligen sich insgesamt zwölf Betriebe. Darunter sind mit der Bädergesellschaft (das Foto oben zeigt das Kölner Zollstockbad) und der Stadtentwässerung zwei kommunale Beteiligungsgesellschaften. Die Stadt und ihre Wirtschaftsförderung begleiten die lokal ansässigen Firmen bei der jeweiligen Bilanzierung. Dabei geht es um die Frage, wie sich die Unternehmen hinsichtlich der Transformation des Wirtschaftssystems und zum Thema Nachhaltigkeit positionieren.

Gemeinwohlbilanzierung: Pilotprojekt in Köln

2021 hat der Stadtrat beschlossen, das Pilotprojekt durchzuführen. Diesbezüglich liefen bereits erste Workshops. Die Gemeinwohlbilanzierung der beteiligten Unternehmen soll im ersten Halbjahr 2023 abgeschlossen sein. Am Ende des Bilanzierungsprozesses werden die Gemeinwohlbilanzen extern geprüft und zertifiziert.

Gemeinwohlmatrix (Ausschnitt) (Quelle: Ecogood)

Gemeinwohlmatrix (Ausschnitt) (Quelle: Ecogood)

Die Gemeinwohlbilanz überprüft in einem Punktesystem – der sogenannten Gemeinwohlmatrix – die Aspekte Nachhaltigkeit und Gemeinwohlorientierung im Handeln der Unternehmen. Auf dieser Basis weist sie gegebenenfalls auf Verbesserungspotentiale hin. Die Unternehmensbewertung fokussiert nicht nur die Abläufe innerhalb des Betriebs, sondern nimmt auch Bezüge zu externen Akteuren entlang der Wertschöpfungsketten wie Lieferanten, Eigentümern oder Kunden in den Blick. Aus den jeweiligen Perspektiven beantwortet die Bilanzierung, wie das Unternehmen seiner Verantwortung für Themen wie Menschenwürde, ökologische Nachhaltigkeit oder Transparenz und Mitbestimmung gerecht wird.

Gemeinwohlökonomie: Wertebasiertes Unternehmertum

Die Gemeinwohlbilanzierung zielt auf die Entwicklung einer sogenannten Gemeinwohlökonomie ab. Dabei geht es darum, unternehmerisches Handeln nicht nur monetär und profitorientiert zu betrachten, sondern das Wirtschaftssystem auch nachhaltig und wertebasiert zu organisieren. Die Bilanzierung möchte das Bewusstsein dafür schärfen und damit einen Beitrag zum ökonomischen und gesellschaftlichen Systemwandel leisten.

Im Idealfall setzt die Gemeinwohlbilanz in den Unternehmen eine zusätzliche Motivation und Innovationsimpulse für eine nachhaltige Entwicklung frei. Zudem begünstigt sie bestenfalls die Position des Unternehmens in seinen Märkten. Denn Unternehmen, die sich der Gemeinwohlökonomie verschreiben und ihr diesbezügliches Engagement bilanziell nachweisen, sollen davon Vorteile haben: In Konkurrenzsituationen möchte ihnen eine positive Gemeinwohlbilanz beispielsweise gegenüber Kunden oder im Kontext von Förderkulissen als Wettbewerbsfaktor dienen.

Info

Der Verein Gemeinwohlökonomie Deutschland (weitere Infos: germany.ecogood.org) tritt in Deutschland für Gemeinwohlökonomie ein. Er repräsentiert hierzulande eine Bewegung, die nach eigenen Angaben bereits in 35 Ländern aktiv ist.

a.erb@stadtvonmorgen.de

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