Bei einer Befragung von kommunalen Kreditnehmern und Kapitalgebern haben sich deutliche Unterschiede in der Relevanz von ESG-Kriterien (Nachhaltigkeit in den Bereichen Environment, Social, Governance) für die Kommunalfinanzierung gezeigt: 62 Prozent der Kapitalgeber nannten ESG-Kriterien relevant oder sehr relevant. Bei den befragten Kommunen und kommunalen Unternehmen in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz (DACH) waren es nur 37 Prozent. An der von der Hochschule Fresenius in Zusammenarbeit mit dem Fintech Loanboox durchgeführten Studie hatten sich 106 kommunale Kreditnehmer und 75 Kapitalgeber beteiligt.
Zukünftig steigt die Relevanz von ESG
Ausgangspunkt der Untersuchung war die Frage nach den aktuellen Herausforderungen und Hindernissen bei der Umsetzung von ESG-Richtlinien. Aus Sicht der Kapitalgeber mangelt es an Transparenz beim Verwendungszweck des Darlehens seitens der Kreditnehmer. Kommunen und kommunalen Unternehmen sei der Zeit- und Kostenaufwand zu hoch, der Vorteil bei den Kreditkonditionen zu gering. ESG-Kriterien seien für die Kommunen kein Thema, es gebe keine Verpflichtung zur Berichterstattung und es mangele an Akzeptanz
Mit Blick auf die zukünftige Relevanz von Nachhaltigkeitskriterien in der Planung von Investitionen und Finanzierung zeigte sich bei der Befragung jedoch ein spürbarer Bedeutungszuwachs. Für die kommenden fünf bis zehn Jahre sehen 96 Prozent der Kapitalgeber und 78 Prozent der kommunalen Kreditnehmer ESG-Kriterien als relevant oder sehr relevant an.
Kapitalgeber wünschen sich Berichtspflicht
Für eine nachhaltige Kommunalfinanzierung bedarf es laut der Studie erhöhter Transparenz, Rentabilität und Kooperation. Für die Transparenz sei insbesondere die Erkennbarkeit der Zweckbindung des Darlehens sowie eine verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung wichtig. Die Umsetzung der ESG-Kriterien sehen sowohl die befragten Kapitalgeber als auch die Kreditnehmer positiv. Sie sollte sich in einem messbaren Erfolg niederschlagen. So wünschen sich die Kreditnehmer im Gegenzug zur Erfüllung von ESG-Kriterien niedrigere Zinsen.
Regelmäßige Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen nur zwölf Prozent der befragten Kommunen und Kommunalunternehmen. Diese enthalten bislang keinen eigenen Abschnitt zur nachhaltigen Finanzierung. Jedoch wünschen sich 90 Prozent der Kapitalgeber eine Berichtspflicht für kommunale Kreditnehmer. Damit würde sich für Kapitalgeber die Prüfung von ESG-Kriterien im Kreditvergabeprozess vereinfachen. Die Kapitalgeber erstellen selbst überwiegend bereits regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte. Das gaben 71 Prozent der Befragten an. Für die meisten ergibt sich eine Berichtspflicht aus der entsprechenden EU-Richtlinie (CSRD). Eigene Ausführungen zur Kommunalfinanzierung enthalten nur 23 Prozent der Berichte.