Die Stadt München forciert das Prinzip einer Schwammstadt. Dies hat der städtische Bauausschuss am 6. Dezember beschlossen und die Verwaltung mit entsprechenden Maßnahmen beauftragt. Demnach sollen zukünftig bei Bauprojekten die Fragen des Wassermanagements und der Wasserspeicherung stärker gewichtet werden. Dem Stadtrat soll spätestens Ende 2023 ein Fahrplan für die Umsetzung des Schwammstadtprinzips zur Entscheidung vorliegen.
Schwammstadtprinzip als Wassermanagement
Das Konzept einer Schwammstadt bezieht sich auf den Umgang mit Wasser in einer Stadt. Es folgt dem Gedanken, dass eine Stadt wie ein Schwamm Wasser aufnehmen und abgeben kann. Etwa kann sie durch Versickerungssysteme Wasser speichern, das in Hitze- und Trockenperioden wiederum positiv auf das lokale Mikroklima sowie auf Flora und Fauna wirkt. Die Speicherkapazitäten dienen überdies dem Schutz vor Überschwemmungen bei Starkregenereignissen. Das Konzept der Schwammstadt soll so die urbane Resilienz erhöhen und die Effekte von extremen Wettersituationen möglichst abmildern.
Bei der Idee der Schwammstadt handelt es sich um einen Paradigmenwechsel. Es geht nicht mehr darum, Flächen zu versiegeln und Regenwasser abzuleiten, sondern im Gegenteil darum, das Wasser im urbanen Kontext zu erhalten, zu managen und zu nutzen. Dabei sind konzeptionell Aspekte wie der Rückhalt des Regenwassers sowie die Verdunstung, Versickerung, Speicherung und Ableitung des Wassers miteinander verknüpft. Zudem spielt das Stadtgrün dafür eine wesentliche Rolle.
Mindestschlüssel für die Schwammstadt
In München beauftragt der Bauausschuss laut Beschlussvorlage die Verwaltung nun unter anderem damit, „bei der Sanierung von Straßen diese wo immer möglich so aufzubauen, dass der Straßenquerschnitt eine Entwässerung über Stadtbegleitgrün ermöglicht“. Zudem soll sich die städtische Baupolitik nach dem Schwammstadtprinzip ausrichten. Konkret bedeutet dies, dass das Baureferat dem Stadtrat einen Mindestschlüssel für Ent- und Versiegelungen und Baumpflanzungen im öffentlichen Raum zur Verabschiedung vorlegen soll. Demnach könnten beispielsweise ein Drittel der Fläche zu entsiegeln sowie pro 100 Quadratmeter mindestens zwei Bäume zu pflanzen sein.
Die Implementierung des Schwammstadtprinzips stehe im Kontext der Reaktionen Münchens auf den Klimawandel, sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter. „Wir werden mit einer weiteren Zunahme der Hitze-Extrema, länger andauernden Hitze- und Trockenperioden sowie häufigerem Starkregen rechnen müssen.“ Als Schwammstadt könne sich München besser an Hitzeperioden anpassen. Dies helfe der Stadt, „an heißen Tagen abzukühlen und auch mit heftigen Regenfällen besser zurechtzukommen“.
Das Stadtgrün als Element der Schwammstadt
Zu den Maßnahmen, die München nun verstärkt einsetzen will, gehören im Bereich des Stadtgrüns etwa Baumgruben, die mit einem speziellen, wasserabsorbierenden Substrat befüllt sind und ein Volumen von 36 Kubikmetern – nach Angaben der Stadt drei Mal größer als der Standard – umfassen. Damit können die Baumgruben bis zu 12.000 Liter Regenwasser aufnehmen. Der Baum übersteht im Sommer so mehr als 20 Tage ohne sonstige Wasserzufuhr. Damit erhält er seine Funktionen der Verdunstung, Verschattung und Kühlung der Stadt. Die Kommune spart an Bewässerung.
Was die Verdunstung und Versickerung über das Straßenbegleitgrün oder versickerungsfähige Flächenbeläge betrifft, setzt München auf die sogenannte Münchener Regenwasserbehandlungsanlage. Dort, wo eine oberirdische Versickerung nicht möglich ist, soll dies unterirdisch, etwa mithilfe von Versickerungsschächten, geschehen. Diese unterirdischen Schachtanlagen setzt die Stadt unter anderem im Bereich von Straßen mit hohem Verkehrsaufkommen und geringen Flächenpotentialen für oberirdische Anlagen ein. Sie sind am Fahrbahnrand platziert und leiten das Regenwasser von dort zur unterirdischen Versickerung ab.