Bonn verfolgt ein Baumkonzept. Das dient sowohl der Klimaanpassung als auch der sozialräumlichen Stadtentwicklung.

Die Bundesstadt Bonn hat ein Baumkonzept vorgelegt. Das sieht die Pflanzung neuer Straßenbäume vor. Die Straßenbäume sollen klimatisch besonders belastete Quartiere bezüglich ihrer stadtökologischen Defizite „sanieren“, wie es im Konzept heißt. Es versteht sich als Teil der städtischen Strategie zur Klimafolgenanpassung. Dabei betrachtet es auch die soziale Dimension des urbanen Baumbestands.

Mit Straßenbäumen die Lebensqualität sichern

„Angesichts der Klimakrise und der zunehmenden Hitzebelastung in unserer dicht besiedelten und wachsenden Stadt sind Straßenbäume von besonderer Bedeutung. Sie prägen nicht nur das Stadtbild und verwandeln graue Straßen in grüne Alleen, sondern sie spenden auch Schatten, speichern Wasser und filtern die Luft“, fasst Oberbürgermeisterin Katja Dörner die Philosophie des Baumkonzepts zusammen.

Die Pflanzung von Straßenbäumen sei ein Instrument, das örtliche Mikroklima zu steuern. Damit geht es nicht zuletzt um urbane Resilienz. „Wir wollen künftig mehr Straßenbäume pflanzen, vor allem in Quartieren, die heute eng bebaut sowie stark versiegelt sind und in denen es bislang nur wenige Bäume gibt“, sagt Dörner. Dies trage nachhaltig „auch für kommende Generationen“ zur Lebensqualität in der Stadt bei.

Baumkonzept fußt auf Analyse des Baumbestands

Für ihr Baumkonzept hat die Bundesstadt ihren Straßenbaumbestand untersucht. Insgesamt verfügt Bonn über rund 30.000 Straßenbäume. Bezogen auf die Einwohnerzahl bedeutet dies elf Einwohner pro Baum. Die Verteilung der Straßenbäume im Stadtgebiet ist allerdings ungleich. Die Untersuchung vergleicht Aspekte der Besiedlungs- und Bevölkerungsdichte, Klimadaten sowie soziale Komponenten wie die Arbeitslosenquote mit dem Aufkommen von Straßenbäumen und der Anzahl baumloser Straßen.

Davon leitet das Baumkonzept Bezirke mit besonderem Bedarf, was die Pflanzung neuer Straßenbäume betrifft, ab. Gleichzeitig schlägt es neue Standorte für Straßenbäume vor. Dabei berücksichtigt es Stressfaktoren für die Bäume und legt so hohe Anforderungen an die Standorte an. Zu den Kriterien zählen etwa die lokale Bewässerungssituation, der Versiegelungsgrad, der im Straßenquerschnitt verfügbare Raum, der Parkdruck oder die Intensität an Bodenarbeiten sowie das winterliche Streusalzaufkommen.

Positive Effekte auf die Stadtgesellschaft

„Im Hinblick auf den Klimawandel gilt es, die Standortbedingungen von Straßenbäumen zu optimieren und Arten zu verwenden, die besser an das sich ändernde Klima angepasst sind“, heißt es im Baumkonzept. „Durch die Erhöhung des Baumanteils soll ein klimatischer Ausgleich durch Verschattung, Abkühlung und Staubbindung geschaffen werden.“ Laut Baumkonzept ergeben sich ausgleichende Effekte etwa hinsichtlich der Temperaturen, der Luftqualität und der UV-Strahlenintensität.

Zudem steht die Baumpflanzung im städtebaulichen Kontext und soll eine positive Wirkung auf die urbane Aufenthaltsqualität entfalten. All dies sind planerische Elemente für eine „gesunde Stadt“. Dabei zieht das Bonner Baumkonzept auch sozialräumliche Aspekte ins Kalkül. „Sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen wohnen nicht selten in dicht bebauten Vierteln mit weniger öffentlichen und privaten Grünflächen“, heißt es in dem Papier. „Mehr Straßenbäume sind beispielsweise eine Möglichkeit, diese Benachteiligung zu kompensieren. Raumprägende Straßenbäume und Alleen können signifikante Effekte für das Wohlbefinden im Wohnquartier erzielen.“

Baumkonzept im Kontext des Schwammstadtprinzips

Darüber hinaus versteht sich das Baumkonzept als Beitrag zur Schwammstadt. Schließlich trägt die Speicherung von Regenwasser im Wurzelraum der Bäume dem Schwammstadtprinzip Rechnung. Außerdem schaffen die Straßenbäume natürliche Lebensräume etwa für Insekten oder Vögel. Dies entspricht dem Ziel, die Biodiversität und Artenvielfalt im Stadtraum zu stärken.

a.erb@stadtvonmorgen.de

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