Die Europäische Kommission hat gestern die Städte bekannt gegeben, die für die „EU-Mission für klimaneutrale und smarte Städte“ ausgewählt sind. Dabei handelt es sich um 100 Kommunen aus der EU sowie zwölf weitere aus kooperierenden Staaten. Aus Deutschland haben sich neun erfolgreich für die Teilnahme an der EU-Mission engagiert: Aachen, Dortmund, Dresden, Frankfurt am Main, Heidelberg, Leipzig, Mannheim, München und Münster.
EU Cities Mission: Modellstädte für Klimaneutralität
Insgesamt haben sich um die Teilnahme am Programm 377 Städte beworben. Die sogenannte EU Cities Mission zielt darauf ab, modellhaft konkrete Schritte zur Klimaneutralität aufzuzeigen. Die Städte arbeiten daran, bis 2030 klimaneutral zu sein. Ihre Erfahrungen sollen Vorbild für andere Kommunen sein.
Gefördert wird die Cities Mission mit 360 Millionen Euro. Außerdem unterstützt die EU die ausgewählten Modellkommunen etwa durch Beratung oder beim Zugang zu sonstigen Förderprogrammen im Zusammenhang mit ihrer Klimaarbeit. Mit einem „Mission Label“ erhalten die Städte ein offizielles Prädikat, das den Abruf von Fördermitteln erleichtern soll.
Climate City Contract: Vertrag für Klimastrategie
Die Europäische Kommission hatte die Städte im vergangenen Herbst dazu aufgerufen, sich an der Cities Mission zu beteiligen. Mit jeder ausgewählten Stadt schließt die EU nun einen „Climate City Contract“. Dabei handelt es sich um einen Vertrag, der eine lokal angepasste Strategie für den Weg zur Klimaneutralität festhält.
Die EU Cities Mission ist eine von fünf EU-Missionen, die sich der gesellschaftlichen Transformation – insbesondere hinsichtlich des Klimawandels – widmen. Als erster Kontinent möchte Europa mit dem sogenannten European Green Deal klimaneutral werden. Die Europäische Union hat sich die Klimaneutralität bis 2050 zum Ziel gesetzt.
Dresden als Beispiel für urbane Transformation
Welch tiefgreifende Transformation das Streben nach Klimaneutralität in den Städten zur Folge hat, zeigt die Dresdener Bewerbung um die Teilnahme am 100-Städte-Programm. Dafür haben sich sowohl die Stadt als auch kommunale Unternehmen wie der Energieversorger SachsenEnergie, die Stadtentwässerung und die Stadtreinigung in einer Arbeitsgruppe engagiert. Ziel sei, gemeinsam den Auswirkungen des Klimawandels auf die Stadt mit seinen extremen Wetterlagen zu begegnen, erklärt Oberbürgermeister Dirk Hilbert.
Mit der Aufnahme in die EU Cities Mission werde Dresden „Pilotstadt in Europa“. Die Stadt arbeite im Bereich des Klimaschutzes und der Klimaanpassung an innovativen und nachhaltigen Lösungen. „Die Teilnahme an der EU-Mission gibt uns wertvolle, neue Impulse und Knowhow für einen gesamtstädtischen Aufbruch in Richtung Klimaneutralität“, sagt Hilbert.
Dieser Aufbruch erfasse alle urbanen Sphären. Hilbert verweist auf die lokalen Rahmenbedingungen: „Als wachsende Stadt mit einer leistungsstarken Industrie müssen wir klimaneutrale Energieversorgung sicherstellen können. Als Barockstadt mit wertvoller historischer Bausubstanz brauchen wir nachhaltige und innovative Lösungen, wie wir denkmalgerecht und klimaneutral sanieren und bauen.“ Darüber hinaus gelte es, neben vorhandenen Quartieren und Gebäudebeständen die urbanen Grünzonen und Freiräume sowie die städtische Mobilität zukunftsfähig zu gestalten.
Konkret stehen im Zusammenhang mit der Dresdner Bewerbung unter anderem Projekte der Energieversorgung wie der Ausbau von Fernwärme und Fotovoltaik. Im Bereich der Mobilität plant die Stadt Maßnahmen, um den Umweltverbund zu stärken – etwa den Bau von Radschnellwegen. Beim Thema Müll und Abfall setzt sie auf „Smart Waste“. Es geht um die Digitalisierung des Abfall- und Wertstoffmanagements, um Sammelrouten zu straffen, das Recycling zu optimieren oder Energie- und Stoffkreisläufe zu schließen.