Mit der naturnahen Anbindung der Emscher an den Rhein schließt die Emschergenossenschaft ein wasserwirtschaftliches Vorzeigeprojekt ab.

Die letzten Meter bis zum Rhein musste die Emscher bislang über ein Sperrwerk zurücklegen. Gestern gab Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst das Signal zur Flutung einer neuen Mündung. Seitdem fließt der Ruhrgebietsfluss über eine breite Fläche in den Rhein. Sie soll sich in den nächsten Jahren zu einer naturnahen Auenlandschaft entwickeln. Eine Fischtreppe ermöglicht zudem eine Besiedlung des Gewässers vom Rhein aus.

Rückbau zum naturnahen Fluss

Mit der Flutung der neuen Mündung schließt die Emschergenossenschaft ein 30 Jahre dauerndes Umbauprojekt ab, das die zuvor als Abwasserkanal genutzte Emscher in einen naturnahen Fluss verwandelt hat. Dafür wurden in dem Bergbaugebiet zwischen Holzwicke und Dinslaken ein Abwasserkanal verlegt und Kläranlagen gebaut. Gestern wurde in Dinslaken/Voerde mit der Einweihung der neuen Emschermündung in den Rhein die Fertigstellung des Umbaus gefeiert.

Das Projekt sei für das westliche Ruhrgebiet ein Beleg dafür, „dass wir das Zeug haben, die grünste Industrieregion der Welt zu werden“, sagte Frank Dudda, Vorsitzender des Genossenschaftsrates der Emschergenossenschaft und Oberbürgermeister der Stadt Herne. Hier gehe es nicht nur um die Renaturierung eines Flusslaufes, sondern auch darum, den Menschen einen Raum zur Entfaltung und zur Freizeitgestaltung anzubieten.

Hochwasserschutz und Anziehungspunkt

Ministerpräsident Wüst lobte die Renaturierung der früheren „Köttelbecke“ zu einem naturnahen Biotop und die weitsichtige Gestaltung der Emschermündung zu einer Flussaue. Sie diene auch dem Hochwasserschutz. „Spätestens seit dem Hochwasser im vorvergangenen Sommer wissen wir, wie wichtig es ist, dem Fluss mehr Raum zu geben“, betonte Wüst. Und er ergänzte mit Blick auf die Strahlkraft des Projekts: „Die Emschermündung wird sicherlich Dinslaken zu einem Anziehungspunkt für viele Menschen machen.“

Er habe gerade in Essen mit Investoren über die Ansiedlung von Wasserstoffprojekten gesprochen, berichtete Wüst. Neben harten Fakten seien auch weiche Faktoren für die Ansiedlung von Investoren und jungen Wissenschaftlern wichtig. „Der Emscherumbau ist längst ein auch international beachtetes Projekt, ein Exportschlager made in Germany.“ Es könne helfen, den Blick Anderer auf die Region zu verändern.

„Der Fluss wird vom Hinterhof des Reviers zu seinem Vorgarten, einer Gegend, in der man gerne lebt“, betonte Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Entlang des Flusses eröffneten sich neue Möglichkeiten: „Blau-grünes Leben entlang der Emscher und der Nebenläufe – das ist an vielen Stellen bereits Realität. Die Natur kehrt in und an das Gewässer zurück.“

g.schilling@stadtvonmorgen.de

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