Beim Kampf gegen den Klimawandel ist die regenerative Ausgestaltung der Stromproduktion ein wichtiger Faktor. Ob diese Transformation gelingt, entscheidet sich in den Städten, die mit ihren Stadtwerken die Energiewende vorantreiben, dezentral Strom produzieren und die Infrastruktur für die lokale Energieversorgung gestalten. Mit einem Mix aus Solar-, Bio- und Windenergie erreicht die bayerische Stadt Dinkelsbühl einen Deckungsgrad von 138 Prozent, was die regenerative Stromerzeugung betrifft.
Dinkelsbühl: Regenerative Stromproduktion höher als Stromverbrauch
Rechnerisch erzeugt Dinkelsbühl damit mehr regenerativen Strom als in der Stadt überhaupt insgesamt verbraucht wird. Konkret handelt es sich um 121.781.855 Kilowattstunden jährlich regenerativ produzierten Strom. Demgegenüber steht der Verbrauch von 88.332.560 Kilowattstunden elektrischer Energie. Der Überschuss reicht nach Angaben der Stadt für den jährlichen Strombedarf von rund 7.500 Vier-Personen-Haushalten.
Während die meisten Städte noch darum ringen, ihre Stromproduktion beziehungsweise die Stromproduktion ihrer kommunalen Energieversorger zu einem relevanten Teil regenerativ auszugestalten, übertrifft Dinkelsbühl dieses Ziel bei weitem. „Dinkelsbühl hat die erneuerbaren, regenerativen Energien in den letzten 15 Jahren so ausgebaut, wie es Bayern die nächsten 30 Jahre noch zu meistern hat“, sagte Ulrich Buchhauser, Leiter der bayerischen Landesagentur für Energie und Klimaschutz, bei einer Veranstaltung der sogenannten Themenwoche Strom des Freistaats vor wenigen Wochen in Dinkelsbühl.
Konsequenter Ausbau, Energieträgermix und Kooperationen
Hintergrund des hohen Selbstversorgungsgrads ist ein konsequentes Engagement der Kommune und ihrer Stadtwerke für den Ausbau der regenerativen Energien. Dieses ist geprägt von einem Energieträgermix und Kooperationen mit der Privatwirtschaft.
Bereits vor über zehn Jahren habe man Flächen für mögliche Windkraftanlagen sondiert, erklärt Oberbürgermeister Christoph Hammer. Heute stehen fünf Windkraftanlagen im Stadtgebiet. Über 500 Fotovoltaikanlagen sind unter anderem an Autobahnen installiert. Hinzu kommen 13 Biomasse- und zehn Kraftwärmekopplungsanlagen.
Hammer: Energiepolitik hängt mit Siedlungspolitik zusammen
Die Kommune habe die Rahmenbedingungen für den Ausbau von Biomasseanlagen und Nahwärmenetzwerken geschaffen, erklärt Hammer. Dies gehe einher mit Kooperationen zwischen Stadt, Stadtwerken und der regionalen Wirtschaft – sowohl im Bereich Strom als auch im Bereich Wärme. Etwa ergänzt bei der Erschließung eines Neubaugebiets in Dinkelsbühl eine private Biogasanlage die Infrastruktur der Stadtwerke und leistet damit einen Beitrag für eine klimaneutrale Wärmeversorgung im Quartier. Energiepolitik hänge mit Siedlungspolitik zusammen, unterstreicht Hammer.
Das Foto oben entstand im Zusammengang mit der „Themenwoche Strom“. Es zeigt Buchhauser, Joachim Fahsl (Regierung von Mittelfranken, Geschäftsstelle Energiewende Mittelfranken), Steffen Fensterer (Kaufmännischer Werkleiter der Stadtwerke Dinkelsbühl), den Landtagsabgeordneten Martin Stümpfig, OBM Hammer, Andreas Karl (Technischer Werkleiter der Stadtwerke Dinkelsbühl) und Ralf Hübsch (Energieberater Stadtwerke Dinkelsbühl); von links.