Eine „hitzebedingte Übersterblichkeit“ von rund 4.500 Sterbefällen verzeichnet das Robert Koch-Institut im Sommer 2022. Demnach war der vergangene Sommer der viertwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Für Städte bedeutet die zunehmende Hitze eine neue Herausforderung. Es geht um Klimaanpassung, um urbane Resilienz und um die Gesundheitsvorsorge für die Bevölkerung. Aktuell erarbeitet die Stadt Wuppertal einen Hitzeaktionsplan. Dieses Vorhaben stellte die Stadt heute bei der wöchentlichen digitalen Pressekonferenz von Oberbürgermeister Uwe Schneidewind vor.
Hitzeaktionsplan widmet sich vulnerablen Gruppen
Der Klimawandel sorge für steigende Temperaturen. Vor allem dicht bebaute Städte heizten sich in Sommermonaten teils erdrückend auf, erklärt der für Stadtentwicklung, Klimaschutz und Krisenmanagement zuständige Beigeordnete Arno Minas. Dabei sei Wuppertal als eine hochverdichtete Stadt „ganz vorne in der Betroffenheit“. Entsprechend gehe man mit der Erarbeitung eines Hitzeaktionsplans voran. Gefördert wird der Hitzeaktionsplan mit 58.000 Euro zu 100 Prozent vom Land Nordrhein-Westfalen. Bis September soll er vorliegen.
Ein wesentliches Merkmal der Arbeit am Wuppertaler Hitzeaktionsplan ist der Fokus auf zehn vulnerable Gruppen, die von hohen Hitzewellen besonders bedroht sind. Konkret widmet er sich den Belangen von älteren Menschen und Pflegebedürftigen, chronisch Kranken, Schwangeren und Säuglingen, Kindern und Jugendlichen, Menschen mit Behinderung, Suchtkranken und Substanzabhängigen sowie Obdachlosen. Zudem lenkt er das Augenmerk auf Situationen, in denen Menschen etwa bei der Arbeit oder bei Sport- und Freizeitaktivitäten im Freien besonderen Risiken ausgesetzt sind. Darüber hinaus stehen städtebauliche „Hitze-Hotspots“ wie durch einen hohen Versiegelungsgrad geprägte Wohngebiete im Fokus.
Hitzevorsorge fußt auf Netzwerkbildung und Bürgerbeteiligung
Die Arbeit am Hitzeaktionsplan soll Maßnahmen aufzeigen, die im Fall extremer Hitze zu ergreifen sind. Dabei geht es um Handlungsmuster für Einrichtungen wie Pflegeheime oder Kitas sowie Strategien für die Risikokommunikation. Um Strukturen zu erarbeiten und die Belange möglichst aller Betroffenen im Hitzeaktionsplan abbilden zu können, ist die interdisziplinäre Einbindung der relevanten Akteure vonnöten. Da dies auch Einrichtungen angeht, die nicht in städtischer, sondern in privater Trägerschaft sind, ist für die Arbeit am Hitzeaktionsplan und für dessen zukünftige Umsetzung die Bildung eines entsprechenden Netzwerks eine wichtige Voraussetzung.
Darüber hinaus soll eine Bürgerbeteiligung in der Konzeptionsphase zur Ideenfindung beitragen. Dementsprechend startet die Stadt heute eine Onlineabfrage. Im Juni folgt außerdem ein Bürgerworkshop im Präsenzformat. Damit möchte die Stadt die Erfahrungen ihrer Stadtgesellschaft im Umgang mit extremer Hitze in ihren Plan einbeziehen. Etwa fragt sie ab, wo die Menschen städtebaulichen Entwicklungsbedarf sehen, welche Orten nach der Alltagserfahrung der Bürger besonders von Sommerhitze erfasst sind, wo es diesbezügliche Refugien gibt und was diese auszeichnet.
Hitzeaktionsplan in verschiedenen Zeitdimensionen
Konzeptionell bezieht sich der Hitzeaktionsplan auf verschiedene Zeitebenen. Zum einen geht es um vorausschauende Maßnahmen, die in Vorbereitung auf eine mögliche Hitzeperiode zu ergreifen sind. Zum anderen geht es um Reaktionen auf eine Hitzewarnung des Wetterdienstes sowie um das Handeln im konkreten Fall von extremer Hitze. Darüber hinaus regt der Hitzeaktionsplan auch beispielsweise hinsichtlich städtebaulicher Veränderungen oder der Schulung von Mitarbeitern in Pflegeheimen Maßnahmen an, die in größeren Zeitfenstern umzusetzen sind.
Stadtstrategisch verortet ist der Hitzeaktionsplan im integrierten Klimaschutzkonzept, das die Stadt verfolgt. Darin spiegeln sich Fragen der Klimaanpassung und damit auch der Hitzevorsorge wider.