Aus Sicht des Bankers ist es der Business Case, der die Wende zur Klimaneutralität finanzierbar macht. Für die Politikerin stehen steuerliche Anreize im Fokus. Beide Akteure finden sich mit ihren Ansätzen im Statement des Stadtwerkevorstands wieder. Für ihn bietet die Transformation jedoch eine größere Perspektive. Er blickt auf alle Kapitalquellen, auch auf Investoren im Ausland. Diese und weitere Stimmen kamen auf dem Stadtwerke-Forum der NRW-Bank am 11. Oktober in Düsseldorf zusammen. Dort diskutierte das Podium über die Finanzierung der für die Transformation erforderlichen Investitionen und dafür passende Geschäftsmodelle.
Land will privates Engagement begleiten
Für den Vorstandsvorsitzenden der NRW-Bank, Eckhard Forst, ist klar: „Die Klimawende muss sich lohnen.“ Das Geld dafür sei da, wenn sich für den Zusammenhang zwischen Klimaneutralität und Finanzierung ein Business Case darstellen lasse. Einen Teil des unternehmerischen Risikos fängt die Förderbank gemeinsam mit dem Land auf. Die Bank bietet einen Bonus für besonders wirksame Projekte an und unterstützt Investitionen in Geothermie mit Garantien.
Das private Engagement zu begleiten, bietet auch die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin Mona Neubaur an. Private Investitionen könnten mit einem Investitions-Booster verstärkt werden, der die Steuerlast für Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung um 25 Prozent reduziert. Allerdings würden dadurch die Steuereinnahmen reduziert. Daher sieht Neubaur die Finanzierungslösung vor allem im Einsatz staatlichen Kapitals und schlägt vor, die Lasten der dafür notwendigen Kreditaufnahme auf einige Generationen zu verteilen.
Stadtwerke sollten alle Finanzquellen nutzen
Als privatwirtschaftliches Unternehmen mit kommunaler Beteiligung arbeite man mit Hannover unter anderem bei der Wärmeplanung auf Augenhöhe zusammen, sagt der frühere Kämmerer der Stadt und jetzige Vorstand von Enercity, Marc Hansmann. Durch die Energieerzeugung mit Windkraft habe der Energieversorger in den vergangenen Jahren gut verdient und das Eigenkapital gestärkt. Für neue Projekte stünden Investoren bereit, die sich über Genussscheine oder Projektfinanzierungen beteiligen könnten.
Doch auch diese Mittel würden für die angestrebten Investitionen ohne Förderung nicht reichen, unterstreicht Hansmann. Momentan seien in der Mittelfristplanung des Bundes bis 2026 drei Milliarden Euro für effiziente Wärmenetze (BEW) vorgesehen. Notwendig seien über die nächsten zehn bis zwanzig Jahre eher jährlich 3,5 Milliarden Euro. Ohne ausreichende Fördermittel würde Fernwärme so teuer, dass sich kaum jemand anschließen werde. Auch die Ausweitung der Fördermittel zum Beispiel durch Nachrangdarlehen der Förderbanken sei sinnvoll.
Info
Prof. Dr. Marc Hansmann wird zu diesem Thema auch auf der F.A.Z. Konferenz „Stadt von morgen“ sprechen. Er diskutiert dort mit Bastian Hammer (BVI – Deutscher Fondverband) und Dr. Kristian Kassebohm (Remondis) über neue Finanzierungsformen für nachhaltige Projekte. Die Veranstaltung findet am 20. und 21. November 2024 im Allianz-Forum Berlin statt. Weitere Informationen mit der Möglichkeit zur kostenlosen Anmeldung für kommunale Entscheider sind bei Frankfurter Allgemeine Konferenzen verfügbar.
Gunther Schilling ist Verantwortlicher Redakteur Public Sector mit Schwerpunkt „#stadtvonmorgen“. Dort schreibt er insbesondere über die Themen Digitalisierung und kommunale Unternehmen. Der Diplom-Volkswirt ist seit 1990 als Redakteur in der F.A.Z.-Verlagsgruppe tätig. Das Team von „#stadtvonmorgen“ verstärkt Gunther Schilling seit Januar 2022. Zuvor war er Leitender Redakteur des Außenwirtschaftsmagazins „ExportManager“.