Im Zusammenhang mit den lokalen Anstrengungen für die Wärmewende mahnt Burkhard Jung, Oberbürgermeister von Leipzig, die Unterstützung des Bundes an. „Wir brauchen dringend verbindliche Förderinstrumente des Bundes, ansonsten wird die Wärmewende nicht zu stemmen sein“, sagt er. Dabei beziffert er die Kosten für die Transformation des Wärmesystems auf „deutschlandweit bis zu zwei Billionen Euro“. Jung: „Die Aufgabe ist gewaltig, vielleicht vergleichbar mit dem Aufbau Ost der vergangenen Jahrzehnte, dieses Mal für ganz Deutschland.“
Jung: Wärmewende kostet zwei Billionen Euro
Das Ziel, den Wärmesektor umzubauen und klimaneutral auszurichten, sei „richtig, wenn wir unsere Klimavorgaben einhalten wollen“, unterstreicht der Oberbürgermeister. „Rund ein Drittel der CO2-Belastung in Deutschland entsteht durch das Heizen.“ Bis 2045 sollen bundesweit nur noch klimaneutrale Heizungen betrieben werden.
Die Stadt Leipzig arbeitet derzeit an ihrer Wärmeplanung und hat dafür erste Eckpunkte Anfang Januar 2025 in einem Rahmenpapier vorgelegt. Damit will sie vor Ort die Grundlage für eine klimaneutrale Wärmeversorgung schaffen. Ein wesentliches Element ist der Ausbau des lokalen Fernwärmesystems. Wo dies nicht oder nur schwer möglich ist, setzt Leipzig auf den Ausbau der Strominfrastruktur, um die dortigen Gebäude mit Wärmepumpen klimaneutral ausstatten zu können.
Jährlich 50 Millionen Euro von der Stadt
Insgesamt hat Leipzig nach eigenen Angaben einen Gesamtwärmebedarf von rund 4.600 Gigawattstunden pro Jahr. Davon werden derzeit weniger als 2,5 Prozent aus erneuerbaren Energien gedeckt. Hauptenergieträger ist Erdgas mit einem Anteil von etwa 50 Prozent in der Stadt. Etwa 28 Prozent der Heizungen in Leipzig werden mit Fernwärme betrieben, zehn Prozent mit Öl.
Den Umbau der Wärmeversorgung zu klimaneutralen Lösungen begreift die Stadt laut Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal als „größten kommunalen Hebel, um effizient und zügig große Mengen an Treibhausgasemissionen einzusparen“. Um Investitionen in den Infrastrukturumbau zu stimulieren, unterstützt die Stadt die L-Gruppe, das kommunale Versorgungs- und Verkehrsunternehmen, in den nächsten vier Jahren mit jährlich 50 Millionen Euro.
Andreas Erb ist Redakteur im Public Sector des F.A.Z.-Fachverlags. Für die Plattform #stadtvonmorgen berichtet er über urbane Transformationsprozesse, die Stadtgesellschaft und die internationale Perspektive der Stadt. Seit 1998 ist der Kulturwissenschaftler als Journalist und Autor in verschiedenen Funktionen tätig, seit 2017 als Redakteur im F.A.Z.-Fachverlag.