Der Aufschwung der E-Mobilität in Deutschland stockt. 2024 ging die Zahl der Neuzulassungen um mehr als ein Viertel auf gut 380.000 Fahrzeuge zurück. Dazu dürften nach Ansicht des Automobilclubs ADAC sowohl die Ende 2023 ausgelaufene Kaufprämie für E-Autos als auch politische Unsicherheiten beigetragen haben. Zur politischen Weichenstellung schlägt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) fünf Punkte vor. Für die Städte enthalten sie insbesondere zum Thema Ladeinfrastruktur wichtige Hinweise.
Stärkung des Standorts
Im Kern fordert der BDEW eine Stärkung des Marktes für E-Mobilität. Der Hochlauf der Elektromobilität sei ein zentraler Hebel für den Erhalt des Automobilstandorts und die Umsetzung verkehrspolitischer Ziele. Die Weiterentwicklung der elektrischen Antriebstechnologie sei für die Energie- und Ladebranche wichtig. Dort habe man seit Jahren massiv in die E-Mobilität investiert.
Europäisch denken
Als ersten Punkt spricht der Verband die europäische Dimension des Marktes an und fordert: Europäisch denken – keine deutschen Sonderregeln! Im zweiten Punkt plädiert er dafür, die Flottengrenzwerte für den CO2-Ausstoß in der EU beizubehalten. Sie seien aktuell die verlässlichste Rahmensetzung für die Elektromobilität. Allerdings stehen aktuell Strafzahlungen für die Branche im Raum, da die Flottengrenzwerte verfehlt wurden. Diese würden die Hersteller weiter belasten.
Steueranreize setzen
Auf der nationalen Ebene fordert der Verband Steueranreize für E-Fahrzeuge und rät von Zuschüssen auf Basis von Förderprogrammen ab. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur soll durch die Öffnung weiterer Flächen und einfachere Genehmigungen erleichtert werden. Hier können die Städte planerisch einwirken. Eine staatliche Förderung der Ladesäulen ist nach Ansicht des Verbands dagegen nicht sinnvoll. Der Ausbau solle marktwirtschaftlich erfolgen.
Beispiel Norwegen
„Wir sollten uns eher an einem Erfolgsmodell wie Norwegen orientieren, das über die gezielte Besteuerung die Attraktivität von E-Fahrzeugen nachhaltig gestärkt hat, als über neue Förderung zu diskutieren“, sagt BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Die Erfolgsaussichten seien gut, meint Andreae: „Elektromobilität ist ein Erfolgsmodell. Das zeigt auch unsere regelmäßige Umfrage unter E-Autofahrern: 97 Prozent würden sich wieder für den Kauf eines Elektroautos entscheiden.“
Gunther Schilling ist Verantwortlicher Redakteur Public Sector mit Schwerpunkt „#stadtvonmorgen“. Dort schreibt er insbesondere über die Themen Digitalisierung und kommunale Unternehmen. Der Diplom-Volkswirt ist seit 1990 als Redakteur in der F.A.Z.-Verlagsgruppe tätig. Das Team von „#stadtvonmorgen“ verstärkt Gunther Schilling seit Januar 2022. Zuvor war er Leitender Redakteur des Außenwirtschaftsmagazins „ExportManager“.