Klimaschutz verliert an Unterstützung

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Eine schrumpfende Mehrheit sieht im Klimaschutz eine Voraussetzung für die Erhaltung des Wohlstands in Deutschland. Die Bereitschaft zu der damit einhergehenden Einschränkung des Konsums nimmt ebenso ab wie die Akzeptanz wegfallender Industriearbeitsplätze. Das zeigt die Vorwahlbefragung des Instituts der Deutschen Wirtschaft unter 3.267 Personen im Zeitraum 10. bis 18. Dezember 2024 im Vergleich zur entsprechenden Befragung von 2.000 Personen 2021.

Einschränkungen weniger akzeptiert

Waren vor der Bundestagswahl 2021 noch 76 Prozent der Befragten bereit, den Konsum für zukünftige Generationen einzuschränken, sank die Zustimmung 2024 auf 68 Prozent. Den Wegfall von Industriearbeitsplätzen wollten 2024 nur noch 31 Prozent akzeptieren. 2021 waren es 44 Prozent. Als notwendige Voraussetzung für die Erhaltung des Wohlstands akzeptierten Klimaschutz 2024 nur noch 62 Prozent. 2021 hatten das noch 77 Prozent bejaht. 

Strittiges Wahlkampfthema am Rande

Im gegenwärtigen Wahlkampf spiele der „klimafreundliche Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft kaum eine Rolle“, konstatieren Adriana Neligan und Matthias Diermeier vom Institut der Deutschen Wirtschaft. In ihrer Studie „Klimaschutz: Zwischen Zeigefingermentalität und Zumutungsaversion“ verweisen sie insbesondere auf die Diskrepanz der Antworten zwischen den Anhängern von Bündnis 90/Die Grünen (Grüne) und der Alternative für Deutschland (AfD).

Auseinandertriften der Lager

Während die Anhänger der Grünen Klimaschutz zu drei Vierteln unter den drei wichtigsten Themen für die Wahlentscheidung nennen, sind es bei der AfD lediglich sechs Prozent. Unter den Befragten mit einer Parteipräferenz für die Grünen hat die Zustimmung zu den eingangs genannten Fragestellungen seit 2021 sogar zugenommen. Das gilt übrigens auch für die Anhänger von SPD, Linke und überraschenderweise auch der FDP. Gesunken ist sie stattdessen für die Anhänger von CDU und AfD.

Zwischen effizient und wirkungslos

Als Konsequenz für zukünftige Koalitionsgespräche sehen die Autoren eine „Bandbreite von Erwartungen von einer vorrangig an Effizienz orientierten Transformationspolitik bis hin zur Rückkehr zu einem Klimaschutz ohne Zumutungen – aber auch ohne Wirkung“. Es brauche allerdings eine „Umsetzungsoffensive, in der Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und Transformation zur Klimaneutralität Hand in Hand gehen“. In den Kommunen führt das Thema die Umsetzungsagenda weiterhin an, wie eine Befragung in Niedersachsen zeigt.

Info

Der IW-Kurzbericht steht auf der Webseite des IW hier zum Download bereit:

Gunther Schilling ist Verantwortlicher Redakteur Public Sector mit Schwerpunkt „#stadtvonmorgen“. Dort schreibt er insbesondere über die Themen Digitalisierung und kommunale Unternehmen. Der Diplom-Volkswirt ist seit 1990 als Redakteur in der F.A.Z.-Verlagsgruppe tätig. Das Team von „#stadtvonmorgen“ verstärkt Gunther Schilling seit Januar 2022. Zuvor war er Leitender Redakteur des Außenwirtschaftsmagazins „ExportManager“.