Mit Mike Josef hat die Stadt Frankfurt am Main ihren neuen Oberbürgermeister gefunden. Die gestrige Stichwahl setzt den Schlusspunkt unter eine turbulente Umwälzung der Frankfurter Stadtspitze. Nachdem die Frankfurter dem ehemaligen Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) in einem beispiellosen, parteiübergreifend vorangetriebenen Abwahlverfahren das Vertrauen entzogen hatten, kam es zu der Neuwahl. Im ersten Wahlgang, bei dem sich 20 Kandidaten um die Feldmann-Nachfolge bewarben, musste sich Josef mit 24 Prozent der abgegebenen Stimmen noch mit dem zweiten Rang zufriedengeben.
Stichwahl: Mike Josef überflügelt Uwe Becker
Da Uwe Becker von der CDU, ehemaliger Frankfurter Bürgermeister und Kämmerer, mit 34,5 Prozent im ersten Wahlgang allerdings die absolute Mehrheit verfehlte, kam es zur Stichwahl. Hier wendete sich das Blatt. Josef, der wie Feldmann der SPD angehört, gelang es, Allianzen für seine Positionen zu schmieden. Aus den Reihen der Kandidaten, die im ersten Wahlgang gescheitert waren, erhielt er Wahlempfehlungen. Beispielsweise erfuhr er Unterstützung von den Grünen. Letztlich votierten in der Stichwahl knapp 51,7 Prozent der Wähler für den Frankfurter Planungsdezernenten Josef.
Seit 2016 ist Josef für die SPD Teil der Frankfurter Stadtregierung. 1983 in Kameshly geboren, kam er als Kind einer syrischen Flüchtlingsfamilie nach Deutschland. Aufgewachsen ist er in Ulm. Für sein Politikstudium zog er in die hessische Metropole, wo er sich im universitären Milieu politisch engagierte. Entsprechend seiner eigenen Biographie verkörpert Josef eine „weltoffene, liberale und internationale“ Stadt, in der Menschen aus über 170 Nationen wohnen.
Chancengleichheit als politisches Motiv
Zentrale politische Motive des bürgernah auftretenden Kommunalpolitikers sind Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit. Investitionen in Schulen und Kitas sowie Engagement für Mieterschutz und bezahlbaren Wohnraum gehören zu Josefs Wahlkampfthemen. Im Wahlkampf trat er für ein „modernes, soziales und wirtschaftlich starkes Frankfurt“ ein.