Zwischen Klimaanpassung und Digitalisierung: Die Stadt Frankfurt am Main nutzt Smart-City-Technologie zur Baumbewässerung.

Eine starke Trockenheit im Sommer, Temperaturen von mehr als 40 Grad in der City und eine hohe Belastung durch Emissionen etwa von Fahrzeugen in der Luft: Bäume sind vielen Stressfaktoren ausgesetzt. Doch für die Lebensqualität und das Kleinklima in den Zentren ist der urbane Baumbestand essentiell. Um ihn zu erhalten, verlangt der Klimawandel nach Konzepten zur Klimaanpassung. In einem Projekt, das sich dem Bewässerungsmanagement widmet, schlägt die Stadt Frankfurt am Main dafür nun die Brücke von der Pflege des Stadtgrüns hin zur Smart City.

Bewässerungsmanagement mithilfe digitaler Technologie

Mithilfe digitaler Technologie möchte die Stadt nun die Wassermengen, die sie für die Baumbewässerung aufbringt, reduzieren. Gleichzeitig möchte sie die Situation der Bäume fortlaufend erfassen. Dafür führt das Grünflächenamt gemeinsam mit dem Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum, dem Energieversorger Mainova sowie der städtischen Stabstelle Digitalisierung seit einigen Wochen an sechs Standorten eine Forschungsreihe bezüglich des Bewässerungsbedarfs durch. Dabei messen sogenannte Tensiometer die Bodenwasserspannung im Umfeld eines Baumes.

„Mit dieser Messung ist erkennbar, wieviel Wasser im Boden tatsächlich für den Baum zur Verfügung steht. Unser Ziel ist, dass wir nicht mehr pauschal mit einer bestimmten Menge Wasser jeden Baum wässern, sondern je nach Standort die benötigte Literzahl ermitteln und so Wasser sparen können“, sagt Robert Kreißl, Sachgebietsleiter im Baummanagement des Grünflächenamts. Insgesamt hat die Stadt 145 solcher Messgeräte in den Baumgruben von 45 Bäumen installiert.

Die Daten der Tensiometermessung gehen per Funk ans Grünflächenamt. Dafür stellt die Mainova die LoRaWAN-Infrastruktur bereit. Gleichzeit werden mithilfe einer Phytosythesemessung und einer Blattanalyse urbane Stressfaktoren, denen der Baum ausgesetzt ist, erfasst. Auf diese Weise wird nicht nur die aktuelle Bewässerungssituation im Boden deutlich, sondern es werden auch Daten hinsichtlich des Baumzustands gesammelt.

Stadtbäume regulieren das Mikroklima in Zentren

In vielen Städten belasteten in den vergangenen Sommern extrem lange Trockenphasen den Baumbestand. Doch der ist gerade wichtig zur Regulierung des Mikroklimas in den Städten und zur Kühlung, die etwa durch Schattenwurf oder Verdunstung entsteht. Die Hitze und Trockenheit führten allerdings zum Absterben und machten die Pflanzen anfälliger für Schädlinge. Allein 2019 verbrauchte das Grünflächenamt der Stadt rund zwei Millionen Liter Wasser für die zusätzliche Bewässerung.

Diese Wassermenge wolle man künftig reduzieren, indem man die Bewässerung effizienter gestalte. Unter anderem diesem Ansinnen diene die Forschungsreihe, erklärt die Frankfurter Umweltdezernentin Rosemarie Heilig. „Stadtbäume regulieren das Mikroklima, spenden Schatten, filtern Emissionen aus der Luft. Sie sind Lebensräume für eine große Anzahl an Insekten, die wiederum Nahrungsgrundlage für Vögel sind. Der Wert unserer Stadt- und Straßenbäume ist daher unschätzbar. Sie sind aber auch einem erheblichen Stress ausgesetzt durch Verdichtung, Schadstoffe und den Klimawandel.“

Erste Zwischenergebnisse der Forschungsreihe GRUBE (Grundlagen rund um die Baumgruben-Erschließung) erwartet die Stadt im Frühsommer.

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