Mit einem digitalen Zwilling will Baden-Württemberg den Verkehr abbilden. Ab 2025 sollen damit Planungen und Investitionen simuliert werden.

Im landesweiten Verkehrsmodell Baden-Württemberg (LVM-BW) sollen die Verkehrswege und die Verkehrsströme im Ländle abgebildet werden. Der digitale Zwilling des Verkehrssystems ist Teil der Digitalisierungsstrategie des Landes. Er steht ab 2025 unter anderem für Prognosen der zukünftigen Entwicklung und Simulationen einzelner Maßnahmen zur Verfügung. „Das LVM-BW gibt uns die Möglichkeit, aktuelle Herausforderungen im Verkehrssystem zu verstehen und neue Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. So können wir die Mobilität in der Stadt und auf dem Land effizienter gestalten, CO2 einsparen und das Klima schützen“, erläutert Verkehrsminister Winfried Herrmann.

Flächendeckende Erfassung

In einer Pressemitteilung weist das Verkehrsministerium des Landes darauf hin, dass bereits „rund 20 lokale und regionale Verkehrsmodelle im Einsatz“ sind. Nun soll der Verkehr im Ländle flächendeckend digital abgebildet werden. Der digitale Zwilling erfasst zunächst das Straßennetz und die Daten der landesweiten Radwegedatenbank. Hinzu kommen Schienenwege und Wasserstraßen. Auch die Fahrpläne der Verkehrsverbünde und des Fernverkehrs sowie Daten zum Güterverkehr werden genutzt.

Das fertige Verkehrsmodell kann dann beispielsweise die Auswirkungen einer neuen Stadtbahnlinie auf den Autoverkehr in einer Stadt simulieren. Oder es untersucht die Auswirkungen der Sperrung einer Straßenkreuzung auf die CO2-Belastung möglicher Ausweichstrecken. Durch die Nutzung landesweiter Daten kann auch der Reiseverkehr im gesamten Bundesland dargestellt werden. Dazu werden bis Juni 2023 auch im grenzüberschreitenden Verkehr nach Österreich und Frankreich Zählungen und Befragungen der Verkehrsteilnehmer durchgeführt.

Detaillierte Planungserleichterung

Zur Erleichterung der Verkehrsplanung werden alle Ergebnisse zum Verkehrsverhalten getrennt nach Pkw-Fahrten, öffentlichem Verkehr, Rad-, Fuß- und Güterverkehr ausgegeben. Zudem kann das Modell auch die Wirkung von On-Demand-Angeboten, Pkw-Besitzquote, Parkgebühren, Straßennutzungsgebühren und Preisen im ÖPNV auf den Autoverkehr in einer Region simulieren.

Das Verkehrsministerium hebt mehrere Vorteile des Verkehrsmodells hervor. Es sei frei verfügbar und spare Zeit und Aufwand, insbesondere für Kommunen ohne eigenes Verkehrsmodell. Zudem seien die Daten vergleichbar. Auf die Vorteile eines digitalen Zwillings auf Landesebene wies bereits Dominik Magin, Softwareexperte des Fraunhofer IESE, im Gespräch mit #stadtvonmorgen hin.

g.schilling@stadtvonmorgen.de

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