Wenn die jährlichen Rankings der kommunalen Digitalisierung erstellt werden, liegen die deutschen Großstädte an der Spitze. Der Branchenverband Bitkom sieht in seinem Smart-City-Ranking 2022 Hamburg und München vorne, gefolgt von Dresden und Köln. Für den Zukunftsatlas der Wirtschaftsforscher von Prognos liegen die größten Potentiale zwar im Süden – mit München auf Rang 1. Doch auch Hamburg wird als Region mit sehr hohen Chancen gesehen. Für Dresden und Köln werden zumindest hohe Chancen konstatiert. Legt man beide Untersuchungen übereinander, zeigen sich einige Parallelen, auch wenn Digitalisierungsstand und Zukunftschancen in der Summe noch nicht übereinstimmen. In einigen Fällen lohnt der Blick in die Details der Auswertungen.
Standortstärke kann helfen
In der Detailbetrachtung der aktuellen Standortstärke wird deutlich, dass die führenden Smart Citys auch über gute Standortbedingungen verfügen. So weist beispielsweise Dresden im Zukunftsatlas eine sehr hohe Stärke auf. Die Stadt ist neben Jena die einzige Region der fünf ostdeutschen Bundesländer mit dieser Einstufung.
Auch Wolfsburg und Darmstadt stechen bei Standortstärke und Zukunftschancen hervor. Im Smart-City-Ranking kommt Darmstadt auf Rang 10, Wolfsburg lediglich auf Rang 42. Allerdings zeigen beide Städte bei der Digitalisierung von Energie und Umwelt deutlich bessere Bewertungen. Hier kommt Darmstadt auf Rang 7, Wolfsburg liegt auf Rang 10.
Attraktivität gewinnt
Der Zukunftsatlas gibt weiterhin den Großstädten und ihrem Umland die besten Zukunftschancen. Vor allem Hamburg, Berlin, die Städte am Rhein und das Rhein-Main-Gebiet gehören dazu. Im Süden sind es vor allem Stuttgart und München sowie Nürnberg-Erlangen.
Doch auch ländlichere Regionen können laut Prognos punkten. Ostwestfalen, das Münster- und das Emsland entwickelten sich positiv. Einige Regionen an Main und Donau wiesen inzwischen ebenfalls bessere Zukunftschancen auf. Entscheidend seien eine wachsende Bevölkerung, eine stabile Beschäftigung, eine starke Wirtschaftsstruktur und ein gesunder Mittelstand.
Hidden Champions
Für die Digitalisierung bieten die wirtschaftlichen Chancen dieser Regionen offenbar gute Rahmenbedingungen. Im Smart-City-Ranking des Bitkom wird Nürnberg als „Deutschlands Großstadt mit der digitalsten Verwaltung“ gekürt. Sie ist auch bei der Digitalisierung der Mobilität führend. Das ostwestfälische Paderborn ist bei der Digitalisierung von Energie und Umwelt führend, Münster liegt auf Platz 6.
Eine Erhöhung der Zukunftschancen durch Digitalisierung ist ebenfalls zu vermuten. Die führenden Smart Citys dürften sowohl für junge Familien und Arbeitnehmer als auch für wettbewerbsfähige und innovative Unternehmen attraktiver sein als weniger digitalaffine Standorte. Unter den Gewinnern des Bitkom-Rankings sind zum Beispiel Nürnberg, Aachen und Düsseldorf, die jeweils zehn Plätze gegenüber 2021 gutgemacht haben.
Nürnberg liegt im Zukunftsatlas hinsichtlich der Dynamik zwar nur auf Rang 174, die aktuelle Stärke wird jedoch mit Platz 71 eingestuft. Hinsichtlich des Arbeitsmarktes liegt die Stadt sogar auf Rang 44. In Aachen sind die Demografie mit Rang 25 und der Arbeitsmarkt mit Platz 60 deutlich günstiger als der Gesamtrang 134. Auch wenn sich die Ausgangsbedingungen unterscheiden – vorhandene Stärke versus positive Dynamik. In beiden Fällen trägt offenbar die Digitalisierung zur Stärkung bei.