Im Zuge seiner Digitalisierung sucht der Landkreis Wunsiedel gezielt den Austausch mit anderen Städten, Gemeinden und Landkreisen. In der ersten Staffel des Förderprogramms „Modellprojekte Smart Cities“ des Bundesinnenministeriums war der bayerische Kreis als einziger Landkreis ausgewählt.
Partizipativer Ansatz und interkommunaler Austausch
Auf einer Pressekonferenz stellte Landrat Peter Berek am Mittwoch den Stand der Digitalisierungsprojekte, die der Kreis gemeinsam mit der Deutschen Telekom realisiert, vor. Dabei betonte er den partizipativen Ansatz der Digitalisierung vor Ort und sprach das Angebot an alle Kommunen aus, sich mit ihm über Digitalisierungsvorhaben auszutauschen.
Die Bundesförderung ziele unter anderem darauf ab, die durch die Modellprojekte gewonnen Erkenntnisse in der Breite verfügbar zu machen. Diesem Ziel fühle sich auch der Landkreis Wunsiedel verpflichtet. „Wir wollen unsere Erkenntnisse bewusst preisgeben“, so Berek. Im Landkreis Wunsiedel sei eine große Dynamik, was die Digitalisierung betrifft, greifbar.
Indem man anbiete, die eigenen Ideen öffentlich und für andere Kommunen nutzbar zu machen, erhoffe man sich im interkommunalen Austausch eine Rückkopplung und zusätzliche Impulse für die eigene Entwicklung. Explizit lade man zu einem diesbezüglichen Austausch Ende Oktober Kommunen aus dem nordbayerischen Raum ein. „Wir wollen aber auch darüber hinaus niemanden ausschließen.“
Digitalisierung wird zur Kreisentwicklung

Nutzt die Digitalisierung zur Kreisentwicklung: Landrat Peter Berek. (Quelle: Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge)
Die Smart-City-Projekte im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge stehen im Zusammenhang mit dem örtlichen Kreisentwicklungskonzept. Unter dem Titel „Smartes Fichtelgebirge“ setzt der Landkreis auf eine intensive Bürgerbeteiligung, um die Bürger in die Entwicklung seiner Digitalprojekte einzubeziehen. „Wir wollen Mehrwerte bieten“, sagt Berek. Die Projektideen ordnen sich in zwölf für die Kreisentwicklung relevante Themenfelder ein.
Was die Umsetzung der Modellprojekte des Förderprogramms betrifft, befinde man sich im Augenblick noch in der finalen Phase der Bürgerbeteiligung und Ideensammlung. Zum Jahresende steige man in die Umsetzung ein. Bislang zahle sich der partizipative Ansatz aus. Trotz der Coronakrise, durch die sich in der Bürgerbeteiligung der Schwerpunkt von Präenzveranstaltungen auf digitale Formate verlagert habe, sei die Resonanz aus der Bürgerschaft „extrem gut“.
Kurzfristig habe man digitale Beteiligungsmöglichkeiten geschaffen und hierüber rege Diskussionen sowie zahlreiche Ideen generiert, sagt Berek. Über 800 Nutzer hätten sich dafür auf der Plattform angemeldet. „So eine gute Beteiligung war nicht zu erwarten.“ Der Landkreis hat rund 73.000 Einwohner.
Digitalisierung im Spektrum kommunaler Themen
Die Projektideen umfassen das gesamte Spektrum kommunaler Entwicklungslinien – von Mobilität über Städtebau bis hin zu Aspekten der Gesundheit oder des Sozialen. Dazu gehören unter anderem digital ausgestattete und vernetzte Mobilitätsstationen als zentrale Schnittstellen für den ÖPNV und den Individualverkehr. Auch digitale Pflegestützpunkte, die die bestehenden Anlaufstellen zum Thema Pflege um digitale Informationsangebote ergänzen sollen, zählen zu den Vorschlägen. Im Bereich der Wirtschaftsförderung ist eine Plattform für regionale Produkte geplant: Der „Fichtelmarkt“ soll nicht nur die Angebote regionaler Erzeuger, Produzenten und Händler in der virtuellen Welt sichtbar machen, sondern auch mit einer Lieferinfrastruktur verknüpft sein.
In der Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom forciere man gezielt die Bedarfe der Menschen vor Ort und des ländlichen Raums, so Berek. Dabei stelle sich heraus, dass die Innovationsarbeit in den überschaubaren Strukturen des Landkreises teils schneller vonstattengehe als dies in komplexeren urbanen Strukturen von Metropolen der Fall sei. In diesem Sinn verstehe sich der Landkreis im Bereich der Digitalisierung auch als „Gegenentwurf“ zu großen Ballungsräumen.
Dabei suche man gezielt die Zusammenarbeit mit benachbarten digitalen Leuchttürmen wie der Stadt Haßfurt, die ebenfalls in der ersten Staffel des Wettbewerbs „Modellprojekte Smart Cities“ erfolgreich war. Ein enger Austausch finde außerdem mit dem Landkreis Hof, der in der zweiten Wettbewerbsstaffel zu den geförderten Kommunen zählt, statt.