Der Glasfaserausbau in der Region Stuttgart schreitet weiter voran. Nun hat die Stadt Filderstadt mit der Deutschen Telekom eine Vereinbarung geschlossen. Dabei handelt es sich um die erste Kooperation zwischen dem Dax-Unternehmen und einem Stadtwerk zum Glasfaserausbau, mit der flächendeckend ein komplettes Stadtgebiet erschlossen wird. Insofern habe die Vereinbarung „Leuchtturmcharakter“, sagte Thilo Höllen, Leiter Breitbandkooperationen bei der Telekom, am vergangenen Freitag bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung des Vorhabens.
Stadtwerke bauen FFTH-Netz, Telekom pachtet
Die Kooperation sieht einen arbeitsteiligen Ansatz vor: Die Filderstadtwerke bauen das FFTH-Netz (Fiber to the home; Glasfaser bis ans Haus) aus. Die Telekom pachtet das Netz und garantiert den kommunalen Werken damit eine Auslastung. So entbindet das Pachtmodell die Kommune beziehungsweise die Stadtwerke von Auslastungs- und Vermarktungsrisiken hinsichtlich des Netzbetriebs.
Außerdem versorgt das Kommunikationsunternehmen die Bürger nicht nur mit eigenen Produkten, sondern eröffnet auch anderen Kommunikationsanbietern den Zugang zum Netz. „Wir bringen neben der Magentafarbe die volle Farbschönheit der anderen Telekommunikationsanbieter mit“, sagt Höller mit Blick auf das magentafarbene Logo der Telekom.
Infrastruktur der digitalen Zukunft in kommunaler Hand
Auf diese Weise bleibt das Glasfasernetz als Infrastruktur der digitalen Zukunft in kommunaler Hand. Damit hängt auch zusammen, dass der Netzausbau mit sonstigen Bauarbeiten abgestimmt und dadurch effizienter vonstattengehen kann. Der Netzzugang, den die Telekom anderen Anbietern gewährt, trägt außerdem dazu bei, dass sich der privatwirtschaftliche Wettbewerb auf die Versorgungsleistung konzentriert und nicht auf den Ausbau von zusätzlicher, womöglich doppelter Infrastruktur.
Die knapp 50.000 Einwohner große Stadt zielt darauf ab, rund 25.000 Haushalte und über 8.000 Gebäude mit einem Glasfaseranschluss zu versorgen, teilt OBM Christoph Traub mit. Der Netzausbau betrifft sowohl Privathaushalte als auch Gewerbegebiete. Bis 2030 wolle man einen Versorgungsgrad von 90 Prozent erreichen.
Für die Stadt sei dies ein „maßgeblicher Standortfaktor“, dessen Wichtigkeit sich durch die Coronakrise und den damit verbundenen Digitalisierungsschub nochmals erhöht habe. Für die Stadtwerke ergebe der Einstieg in den Glasfaserausbau zudem ein neues, zukunftsträchtiges Geschäftsfeld, so Traub.
Regionale Ausbaustrategie der Gigabitregion Stuttgart
Die Kooperation der Telekom mit den Filderstadtwerken ordnet sich in einen Rahmenvertrag, den das Unternehmen 2019 mit der Gigabitregion Stuttgart geschlossen hatte. Der sieht vor, den Infrastrukturausbau der Region voranzubringen. Bis 2025 sollen 50 Prozent der Haushalte sowie Unternehmen und Schulen mit einem schnellen Internetzugang versorgt sein. Bis 2030 sollen es 90 Prozent aller Haushalte sein.
Die Vereinbarung zwischen der Telekom und Filderstadt sei ein „weiterer Meilenstein im Gigabitprogramm“, so Hans-Jürgen Bahde, Geschäftsführer der Gigabitregion Stuttgart GmbH, auf Nachfrage der OBM-Zeitung. Es ist auch in diesem Kontext die erste Kooperation der Telekom mit einem Stadtwerk. Solche Kooperationen beschleunigten das Tempo und verbesserten die Wirtschaftlichkeit des Infrastrukturausbaus, sagt Bahde. Insofern sei die Rolle von Stadtwerken für die digitale Entwicklung der Region nicht zu unterschätzen. Ähnliche Ausbaumodelle seien in Planung.
In den gemeinsamen Ausbau der Gigabitregion Stuttgart bringen sich insgesamt 174 Kommunen ein. Das Ausbaugebiet umfasst rund 2,8 Millionen Menschen und rund 140.000 Unternehmen. Der Rahmenvertrag sieht hinsichtlich des Infrastrukturausbaus privatwirtschaftliche und geförderte Modelle vor, aber auch ein kooperatives Vorgehen wie das in Filderstadt.