Reallabor „Smart Region Südbaden“ testet Sensorik und Datenübermittlung in fünf Kommunen. Digitale Lösungen helfen beim Klimaschutz.

Energieversorger und Feuerwehren stehen gleichermaßen vor der Frage nach aussagekräftigen Daten. Stadtwerke wollen wissen, wieviel Wärme und Wasser die Abnehmer verbrauchen und wie sich Zähler aus der Ferne auslesen lassen. Feuerwehren wären gerne vorab gewarnt, wenn sich die Pegelstände von Fließgewässern bedrohlich erhöhen. Im Reallabor kann die technische und wirtschaftliche Machbarkeit geeigneter Smart-City-Anwendungen getestet werden. Die Datenerhebung erfolgt über digitale Sensoren, für die Übermittlung werden energiearme und reichweitenstarke Netzwerke (LoRaWAN) eingerichtet.

Marktfähige Dienstleistungsmodelle

Für diese und weitere Smart-City-Anwendungsfälle haben die Stadtwerke-Beteiligungsgesellschaft Thüga und der kommunale Verteilnetzbetreiber badenovaNetze in fünf badischen Gemeinden das Reallabor „Smart Region Südbaden“ eingerichtet. Dabei handelt es sich um die Kommunen Breisach am Rhein, Freiburg, Gundelfingen, Kirchzarten und Lahr.

„Nach zweijähriger Testphase im Reallabor konnten wir ein marktfähiges und wirtschaftlich interessantes Dienstleistungsmodell entwickeln“, sagt Robin Grey, Geschäftsführer von badenovaNetze. Das ermögliche die Fernauslesung von Wasser- und Wärmemengenzählern. Als Vorreiterin werden in der Gemeinde Ringsheim bereits seit November 2022 von badenovaNetze Wärme- und Wasserverbräuche von digitalen Zählern erfasst und übermittelt. Über die Erkenntnisse aus den Pilotprojekten informierten Thüga und badenovaNetze am Montag in einer Pressemeldung.

Lösungen für den Klimaschutz

Demnach werden in Kirchzarten neuerdings die Pegelstände der durch die Gemeinde fließenden Dreisam über sogenannte IoT-Sensoren (Internet of Things) erfasst. Bürgermeister Andreas Hall sieht darin vor allem Zeitvorteile: ,,Insbesondere wenn sich Pegelstände schnell ändern, ist die digitale Messung von großem Nutzen. Über die integrierte Alarmfunktion können die entsprechenden Stellen frühzeitig informiert werden.“

In den am Reallabor „Smart Region Südbaden“ beteiligten Kommunen habe man Lösungen erprobt und entwickelt, mit denen sich Energieversorger in lokale Digitalisierungsprozesse einbringen können, erklärt Thüga-Vorstand Matthias Cord. Darin sieht er auch ein großes Potential  für die kommunale Nachhaltigkeitsarbeit: „Der Bedarf ist groß, weil die Kommunen sehr schnell aktiv werden müssen, um die Klimaschutzziele zu erreichen.“

Einsparungen von Zeit und Energie

Während in Ringsheim vor allem der Personalaufwand für die Ablesung der Zähler entfällt, spart die Füllstandsmessung von Altglascontainern in Freiburg Anfahrten mit Entsorgungsfahrzeugen. Da die Daten der Ultraschallsensoren dreimal täglich übermittelt werden, lässt sich die Entsorgung optimal planen. Nach Angaben der Projektpartner können so bis zu 25 Prozent der Fahrten eingespart werden.

Auch die Belegung von Wohnmobilstellplätzen und Behindertenparkplätzen sowie die Bodenfeuchtemessung wurden im Reallabor getestet. Für alle Anwendungen geben die Projektpartner aus technischer Sicht grünes Licht. Aus Sicht der Energieversorger hat sich insbesondere die Fernablesung von Wasser- und Energieverbräuchen wirtschaftlich gerechnet. Eine Füllstandsmessung von Abfallbehältern erscheint den Partnern dagegen nur bei finanzieller Beteiligung der Kommunen sinnvoll.

g.schilling@stadtvonmorgen.de

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