Die Städte stehen aktuell vor mehrfachen Belastungen. Stark steigende Energiepreise treffen die Stadtkasse ebenso wie die privaten Haushalte und Unternehmen vor Ort. Höhere Kosten gehen einher mit voraussichtlich sinkenden Steuereinnahmen. Gleichzeitig müssen die Investitionen in die Bewältigung des Klimawandels fortgesetzt werden. Die Digitalisierung könnte dabei helfen.
Verantwortung für die Klimawende
Für die Verringerung klimaschädlicher Emissionen und zur Vorbereitung auf die Klimawandel müssen sich die Städte intelligenter aufstellen. Die Digitalisierung von Stadt und Verwaltung kann durch die Messung und Steuerung von Energieverbrauch und Emissionen einen Beitrag dazu leisten. Doch laut einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmens Haselhorst Associates kommt keine Stadt über einen Digitalisierungsgrad von 50 Prozent hinaus. „Die Städte in Deutschland werden ihrer Verantwortung für die Klimawende nicht gerecht,“ schreiben die Autoren. Bei drei Vierteln der untersuchten 407 Städte läge der Digitalisierungsgrad sogar unter 25 Prozent.
Schulterschluss mit Stadtwerken
Studienleiter Arno Haselhorst interpretiert den weiterhin geringen Digitalisierungsgrad als Hindernis für die Verringerung der CO2-Emissionen: „Mit Blick auf die gegenwärtige Energiekrise und die gesteckten Klimaziele ist hier dringendes Handeln gefordert – sowohl auf Seiten der Städte als auch der Stadtwerke.“ Co-Autor Jürgen Germis fordert die Städte dazu auf, den „engen Schulterschluss zu den ansässigen Stadtwerken zu suchen, um gemeinsam den Ausbau der digitalen Infrastruktur voranzutreiben.“
Starke Zugewinne möglich
Die Städte mit dem höchsten Digitalisierungsgrad sind laut der Studie Hamburg, München und Köln vor Wolfsburg, Gelsenkirchen und Darmstadt. Hamburg kommt danach auf einen Digitalisierungsgrad von 47,5 Prozent. Im Vorjahr lag München mit 48,1 Prozent an der Spitze, verlor seither jedoch 1,9 Prozentpunkte. Auch Spitzenreiter Hamburg konnte das Vorjahresergebnis von 47,6 nicht halten.
Trotz der Stagnation an der Spitze der Rangliste gibt es im weiteren Teilnehmerfeld teilweise sehr starke Zuwächse. Als Beispiel nennen die Autoren Stralsund, das sich von Rang 362 auf Rang 76 verbessert habe. Die Stadt weise nicht nur „eine umfassende Smart-City-Strategie mit dem Ziel einer emissionsfreien Stadt auf“. Sie beziehe auch die Bürgerinnen und Bürger ein und treibe den Ausbau regenerativer Energien voran.