Die Stadt Dortmund möchte ihre Abhängigkeit von einzelnen IT-Firmen reduzieren und untersucht das Potential von Freier Software für die Verwaltung.

Die Stadt Dortmund möchte das Potential von Freier Software und Offenen Standards für ihre Verwaltung verstärkt nutzen. Damit setzt sie einen neuen Impuls für die Diskussion, ob und wie Kommunen Freie Software für sich nutzen können.

Dafür hat Dortmund bereits 2018 im Rahmen des Masterplans „Digitale Verwaltung – Arbeiten 4.0“ eine entsprechende Untersuchung eingeleitet. Nun hat die örtliche Arbeitsgruppe „Freie Software“ einen ersten Sachstandsbericht vorgelegt, der Grundlage für weitere Aktivitäten sein soll. Das Papier, das der OBM-Redaktion vorliegt, analysiert die Softwarenutzung der Stadt und legt dafür auch begriffliche Definitionen fest.

Der Ergebnisbericht zum Einsatzpotential Freier Software und Offener Standards soll den politischen Gremien der Stadt im Jahr 2022 vorgelegt werden. Bis dahin veranstaltet die Stadt verschiedene Beteiligungsformate. Unter anderem ist für das erste Quartal 2022 eine kommunale Open-Government-Konferenz geplant. Die Arbeitsgruppe „Freie Software“ besteht aus dem Dortmunder Systemhaus (einem Fachbereich der Stadtverwaltung, der als IT-Dienstleister der Stadt fungiert), dem städtischen Personalrat sowie der Bürgerinitiative Do-FOSS (Free and Open Source Software).

Weniger abhängig von Softwarefirmen

Mit dem Einsatz von Freier Software und Offenen Standards möchte die Stadt Dortmund insbesondere ihre Abhängigkeiten von einzelnen IT-Anbietern reduzieren. Dabei spielt auch die Hoffnung auf Kosteneinsparungen und Arbeitserleichterungen eine Rolle. Zudem verfolgt die Stadt weitere Ziele wie eine erhöhte Flexibilität beim Softwareeinsatz sowie den Abbau von lizenzrechtlichen Hemmnissen.

Man ziele auf „einen selbstbestimmten und transparenten Umgang mit digitaler Technik“ ab, erklärt die Initiative Do-FOSS auf ihrer Webseite. „Besonderes Augenmerk liegt auf dem Erhalt der kommunalen Selbstverwaltungshoheit, die durch Freie Software geschützt wird.“

Demokratische Ideale in digitalen Prozessen

Zudem gehe es um die Verankerung demokratischer Ideale in digitalen Prozessen. „Da Offene Standards als universelle Sprache der digitalen Gesellschaft keinen Bürger, keine Behörde und kein Unternehmen dazu drängen, die Software eines bestimmten Herstellers zu erwerben, nur um Dokumente lesen zu können beziehungsweise kommunikative Anbindung an die Stadt Dortmund zu erhalten, schließen Offene Standards niemanden aus und wirken so einer digitalen Spaltung der Gesellschaft entgegen.“

„Das Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, dass Bürger und Verwaltung konstruktiv und vertrauensvoll zusammenarbeiten können“, sagt der Dortmunder Personal- und Organisationsdezernent Christian Uhr. „Die neu gewonnenen Erkenntnisse werden uns dabei helfen, Abhängigkeiten vorzubeugen und auch in Zukunft digital handlungsfähig zu bleiben.“

Nicht unumstritten

Doch der Einsatz Freier Software in Kommunen ist nicht unumstritten. Kritiker befürchten Folgekosten und einen hohen Arbeitsaufwand etwa bei der langfristigen Integration der jeweiligen Software in die Arbeitsprozesse sowie Lücken, was die Verfügbarkeit von Anwendungen betrifft. München kehrte 2017 nach einer hitzigen Debatte im Stadtrat zu Microsoft zurück, was die Stadt einen hohen zweistelligen Millionenbetrag kostete.

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