Dem Dortmunder OBM Ullrich Sierau stößt der „Tatort“ bitter auf. Er protestiert bei WDR-Intendant Tom Buhrow.

„Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett.“ So lautet der Titel eines deutschen Komödienklassikers aus den 1960er Jahren. Genauso gehört der „Tatort“ im ARD-Programm für viele Deutsche zum festen Bestandteil ihres Sonntagabends. Dort geht es um bisweilen groteske Charaktere, abstruse Kriminalfälle und mindestens eine Leiche. Dabei sind die Fälle offenbar so abenteuerlich, dass sie selbst einen erfahrenen OBM auf die Palme bringen können. Wie den Dortmunder Ullrich Sierau. Der sieht nämlich vom aktuellen Krimiplot, bei dem am Sonntag der Dortmunder Kommissar Peter Faber (gespielt von Jörg Hartmann) an der Reihe war, seine Stadt verunglimpft und schreibt daher nun einen wütenden Brief an WDR-Intendant Tom Buhrow.

 

Sierau sieht in der Reihe der Dortmunder „Tatort“-Folgen ein „fortwährendes Mobbing gegenüber einer Stadt, einer Region sowie den dort lebenden Menschen“. Sierau: „Das Bild, das am Sonntag über die Orte der Handlung in Dortmund und Marl sowie über die gesamte Region zu bester Sendezeit bundesweit vermittelt wurde, ist an Klischeehaftigkeit nicht mehr zu überbieten. Es ist maximal lächerlich.“ Auch ein Krimi solle ein Mindestmaß an Bezug zur Realität haben, meint Sierau.

 

Kommissar Faber ermittelte im Umfeld des aussterbenden Bergbaus im Ruhrpott. Den Film beschreibt Sierau als „eine plumpe Darstellung ohne jedwede regionalen Kenntnisse“. Die letzte Zeche in Dortmund sei 1987 geschlossen worden. Die prägende Zeit der Montanindustrie sei Geschichte. Im Ruhrgebiet finde längst ein Strukturwandel statt. Sierau: „Gesellschaftliche und wirtschaftliche Zusammenhänge sollten ansatzweise passen, wenn die Bilder schon nicht aus Dortmund, sondern aus Duisburg stammen.“ Stattdessen bediene der Film „Vorurteile und Klischees“.

 

Mit Beginn der „Tatort“-Folgen aus Dortmund habe in Dortmund eine gewisse Vorfreude geherrscht über die Aufnahme in jenen Kreis der Kommunen, in denen die unterschiedlichen Plots der Krimiserie spielen. Das habe sich allerdings geändert, so der OBM. „Nicht zuletzt nach der Ausstrahlung der Dortmunder Folge am Sonntag muss ich meine früher getätigte Aussage, dass ein ,Tatort‘ die Stadt adelt, revidieren.“ Sierau schlägt Buhrow sogar vor, „den Dortmund-,Tatort‘ einzustellen und Kommissar Faber und sein Team in den vorzeitigen Ruhestand zu schicken“.

 

Autor: Andreas Erb

 

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