In ihrer Impfstrategie gegen die Coronakrise analysiert die Stadt Köln ihre Stadtteile und widmet sich „vulnerablen Sozialräumen“.

Die Stadt Köln richtet in ihrer Strategie zur Bewältigung der Coronakrise das Augenmerk auf Menschen und Gruppen, die in Armut, beengten Lebensverhältnissen, prekären Arbeitsbedingungen oder sozialen Brennpunkten leben. In den betroffenen Stadtteilen macht die Stadt im Sinne der „Gefahrenabwehr“ spezielle Impfangebote. Das Konzept erläuterte Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Freitag im Rahmen der Bundespressekonferenz mit Gesundheitsminister Jens Spahn und dem Chef des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler.

Höheres Infektionsrisiko in „vulnerablen Sozialräumen“

Reker prägte dabei den Begriff der „vulnerablen Sozialräume“. Bei der Analyse des Infektionsgeschehens in den 86 Kölner Stadtteilen habe man festgestellt, dass sich mancherorts „bestimmte Voraussetzungen für ein erhöhtes Infektionsrisiko“ zeigen. Dazu gehöre die sozialräumliche Situation vor Ort. Insbesondere Wohnsituationen, in denen viele Menschen auf engem Raum leben, seien „ein Haupttreiber für die Infektion“. Als „Maßnahme der Gefahrenabwehr“ haben man also diese vulnerablen Sozialräume in den betroffenen Stadtteilen besonders ins Auge gefasst.

Ziel sei es, die Infektionsdynamik in diesen Quartieren und eine mögliche Ausbreitungsdynamik in andere Stadtteile abzumildern oder zu unterbrechen. Mit mobilen Teams habe man den Menschen in Absprache mit dem Land Nordrhein-Westfalen unabhängig von der Priorisierung Impfangebote unterbreitet, berichtet die Oberbürgermeisterin. Damit schaffe man niedrigschwellige Impfangebote – „auf einem zentralen Platz im Viertel, gleich vor der Haustür“.

Mobile Impfteams und persönliche Ansprache vor Ort

Reker: „Mit diesem mobilen Impfangebot haben wir Menschen erreichet, für die eine Anmeldung in einem Impfzentrum oder auch der Besuch bei einem Hausarzt eine hohe Hürde darstellt.“ Damit einhergehe eine intensive Kommunikation und eine „persönliche, muttersprachliche Ansprache“ etwa durch Streetworker oder Sozialarbeiter im Quartier.

Für das lokale Programm habe man ein Zusatzkontingent an Impfdosen vom Land erhalten. Zudem bestücke man es mit Überhangdosen aus den regulären Impfsystem. Die Kapazitäten dafür bleiben allerdings gering. Reker spricht von einem „Tropfen auf den heißen Stein“.

Eindämmen der lokalen Infektionsdynamik schützt die ganze Stadt

Unumstritten ist das Kölner Projekt allerdings nicht: „Es gab schon am Anfang Diskussionen darüber, ob es gerecht sei, in den vulnerablen Sozialräumen zu impfen und damit eine Priorisierung aufzuheben“, sagt Reker. Es sei allerdings gelungen, diesbezüglich in der Stadtgesellschaft einen breiten Konsens herzustellen.

„Wenn wir dort die Infektionszahlen herunterbekommen, dann hilft das der ganzen Stadt“, sagt die Oberbürgermeisterin. „Wir schützen nicht nur die Bewohner, die aufgrund ihrer Lebenssituation ein weitaus höheres Risiko haben, sich zu infizieren und schwer zu erkranken, sondern wir schützen damit auch unser Gesundheitssystem und uns alle.“

Spahn plädiert für möglichst niedrigschwellige Impfangebote

Bei der Pressekonferenz betonten Spahn und Wieler die Wichtigkeit des Impffortschritts für den Erfolg des Kampfes gegen die Pandemie. Es stimme ihn „zuversichtlich“, dass in Deutschland bereits über zehn Millionen Menschen doppelt geimpft seien, so der Gesundheitsminister. Möglichst niedrigschwellige Impfangebote wie das in Köln seien wichtig, um Hürden abzubauen. „Wir wollen das Impfen so einfach machen, wie es geht. Gelegenheit macht Impfung.“

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