Wahlkampf macht kreativ – und aus dem Münchener OBM Dieter Reiter einen Popstar. Oder Influencer, wie es neudeutsch heißt. Denn im aufziehenden Wahlkampf um seine Wiederwahl als Oberbürgermeister der bayerischen Landeshauptstadt greift Reiter zum Mikrofon. Und gibt dabei ein passables Bild ab: Schmissig, bayerisch-volksnah, aber nicht volkstümlich, mit Hitpotential. Die Nummer kommt punktgenau zur Narrenzeit und dürfte in Münchener Prunksitzungen wohl zum Schunkelschlager werden.
„München unser Stadt“ heißt der Titel von Roland Hefter, den Reiter im Internet trällert. Er ist exakt 3:30 Minuten lang – besitzt, was das Format angeht, also beste Radiotauglichkeit. Am 14. Februar wurde der Song über Youtube veröffentlicht. Bis dato hat er 5.458 Aufrufe, 121 Likes und zwölf Dislikes. Zum Vergleich: Der Song „Yummy“ vom amerikanischen Teeniestar Justin Bieber, veröffentlicht am 4. Januar, hat auf Youtube bereits 198.070.875 Aufrufe. Da hat Reiter noch Luft nach oben – auch wenn der OBM mindestens genauso lässig daher kommt wie das Popidol.
„Bürgermeister, SPD – des mitten drin in Bayern“
Reiters Song ist musikalisch sauber produziert und passt perfekt in den Wahlkampf – ohne diesbezüglich aufdringlich zu wirken. Im Gegenteil. Lediglich an einer Stelle ist von Parteipolitik die Rede. Als Reiter die Besonderheiten Münchens besingt, fällt die Zeile: „Bürgermeister, SPD – des mitten drin in Bayern“. Die Auseinandersetzung damit, dass das Bundesland sonst CSU-dominiert ist, spielt sich lediglich im Kopf des Hörers ab.
Reiter gelingt der Brückenschlag zwischen Persönlichem und Münchener Lebensart, zwischen Heimat und Weltoffenheit – perfekt visualisiert durch den begleitenden Videoclip. „Scho als Kind, da merkt man, des is oane Stadt, die im Vergleich zu andern was ganz besond’res hoat“, singt Reiter über München. „Als Jugendlicher hat ma scho ein riesiges Problem: Wirst‘s echter Sechzger oder Bayern-Fan?“ Sein Fazit: „München is mei Heimat, da gfallts mer richtig guat, drum muss i aa im Urlaub nimma furt.“