Was macht der Brexit mit unseren Städten? Das fragt die OBM-Zeitung 13 Oberbürgermeister der Republik. Im Fokus stehen dabei Kommunen, die eine Städtepartnerschaft zu britischen Städten pflegen. Die Umfrage ist freilich nicht repräsentativ, zeigt aber zumindest für Einzelfälle einen bemerkenswerten Aspekt: Einige der Städte verzeichnen 2019 einen sprunghaften Anstieg an Einbürgerungen von Briten. Etwa steigt die Zahl in Braunschweig von 10 im Jahr 2016 auf 52; in Dresden von 3 auf 60. Mehr dazu gibt es in der aktuellen Ausgabe der OBM-Zeitung (01/20). An dieser Stelle sollen sich in den nächsten Tagen einige OBM-Stimmen aus den Städten wiederfinden. Den Anfang macht Octavian Ursu aus Görlitz.
Octavian Ursu: „Wir laden Fachkräfte ein“
„Wir wollen die Wirtschaftsstrukturen, das Stadtleben und unsere Kulturlandschaft in unserer Stadt dauerhaft stabilisieren und zukünftig auch ausbauen“, sagt der Görlitzer OBM Octavian Ursu. „Das gelingt nur mit engagierten und qualifizierten Einwohnern.“ Auch in diesem Zusammenhang begreift man in Görlitz den Brexit – und dies durchaus als Chance. „Wir laden seit mehreren Jahren und gegenwärtig besonders die durch den Brexit frei werdenden internationalen Fachkräfte gezielt in die Europastadt Görlitz/Zgorzelec ein, sich hier beruflich und privat zu verwirklichen.“
Dafür hat Görlitz im November 2019 eine Kampagne für ausländische Fachkräfte gestartet. In deren Fokus stehen die polnischen Fachkräfte, die in Großbritannien leben und durch die veränderte Stimmung aufgrund der Brexit-Diskussion über einen Wechsel des Lebensmittelpunktes nachdenken. Ziel der Kampagne ist, „die deutsch-polnische Europastadt als Lebens- und Arbeitsort mit ihren individuellen Vorteilen ins Gespräch zu bringen“. Dies geschieht durch die Nähe zwischen Görlitz und ihrer polnischen Nachbarstadt Zgorzelec. Die Verbindung schaffe eine „einmalige europäische Atmosphäre und Lebensart“. Aktuell leben über 4.000 Polen im rund 56.000 Einwohner großen Görlitz.
Das Foto oben zeigt OBM Ursu mit seinem Amtskollegen Rafal Gronicz aus Zgorzelec bei den Dreharbeiten für ein Video der gemeinsamen Kampagne.