Zuwanderung, angespannte Mietmärkte in und um Ballungszentren, das gleichzeitige Schrumpfen strukturschwacher, ländlicher Gebiete und das mobile Arbeiten verändern die Anforderungen an das Wohnen von Morgen grundlegend. Bund, Länder und insbesondere Kommunen stehen unter Handlungsdruck, die Schaffung von Wohnraum voranzutreiben. Dabei eröffnen sich Chancen für Kommunen, durch bedarfsgerechte Quartiersentwicklung lebenswerte, zukunftsfähige und nachhaltige Lebensräume zu schaffen.
In Deutschland zeichnet sich ein langanhaltender Trend zur Verstädterung ab. Die Menschen zieht es in die Ballungszentren, die mit Arbeitsplätzen, vielfältigen Bildungs- und kulturellen Angeboten sowie guter medizinischer Versorgung locken. Gleichzeitig wächst der Wunsch nach Erholungsangeboten und Ruhe im Grünen, um einen Ausgleich im Alltag zu schaffen. Im Zuge der Coronakrise entstehen neue Konzepte, um Arbeiten und Wohnen miteinander zu verbinden. Die Frage nach lebenswerten und nachhaltigen Quartieren rückt immer stärker in den öffentlichen Fokus. Effekte, die die zukünftige Wohnungsnachfrage beeinflussen werden.
Lebens- statt Wohnräume in bedarfsgerechter Mischung
Im Spiegel der Komplexität der Anforderungen sind verschiedene Akteure gefragt, um einerseits den noch immer bestehenden Wohnraummangel abzubauen und um andererseits Lebens- statt Wohnräume in einer bedarfsgerechten Mischung zu schaffen. Insbesondere im preisgebundenen Wohnraumsegment ist die öffentliche Hand nach Lösungen gefragt, da dieses von der privaten Wohnungswirtschaft nur zurückhaltend bedient wird.
Kommunen können vor diesem Hintergrund eine wesentliche gestaltende Rolle einnehmen, indem sie nicht nur die schnelle Bereitstellung von kostengünstigem Wohnraum forcieren, sondern eine nachhaltige Realisierung von qualitativem und nutzerorientiertem Wohnungsbau auf Basis von Quartiersstrategien anstoßen. So entstehen zusammenhängende Lebensräume, in denen soziale und kulturelle Funktionen in einem städtebaulich sowie infrastrukturell verbundenen Raum gebündelt sind.
Ziel: Lebenswerte Quartiere und nachhaltige Nutzung
Quartiersentwicklungsprojekte verbinden Wohnraum mit dem Neu- oder Ausbau von Kitas und Schulen, Grün- und Spielplatzflächen, Räumen für ein soziales Miteinander, gewerblichen Dienstleistungen und Ärztezentren sowie der Etablierung von Infrastrukturen für Elektromobilität oder modernen Smart-City-Lösungen. Ziel ist es, lebenswerte Wohnquartiere zu schaffen, die eine nachhaltige Nutzung ermöglichen und die sich sukzessive ändernden Anforderungen einer älter werdenden Bevölkerung anpassen. Werden Projekte in solch einem kooperativen Ansatz gedacht, können Probleme von Morgen schon heute gelöst sein.
Kommunale Wohnungsgesellschaft als Instrument
Vielfach stellt sich für Kommunen jedoch die Frage, in welcher organisatorischen Form derartige Projekte innerhalb der Verwaltung entwickelt und realisiert werden können. Die Gründung einer kommunalen Wohnungsgesellschaft kann ein geeignetes Mittel sein, eine nachhaltige Wohnungs- und Stadtentwicklungspolitik umzusetzen.
Dabei bieten sich für Kommunen unterschiedliche Umsetzungsmöglichkeiten an. Neben der eigenen Gesellschaftsgründung kann auch auf das Fachwissen und die Strukturen schon bestehender Beteiligungen zurückgegriffen werden.
Neue Handlungsoptionen durch Kooperationen
Interkommunale Kooperationen eröffnen darüber hinaus insbesondere wirtschaftlich schwächeren Kommunen neue Handlungsoptionen. Ein gemeinschaftliches Vorgehen verteilt die wirtschaftlichen und organisatorischen Herausforderungen auf mehrere Kommunen, führt zu Synergieeffekten und ermöglicht eine interregionale Betrachtung des Wohnungsmarktes.
Die Autorinnen

Melanie Kunzmann (Quelle: PD)

Birgit Wittkowski (Quelle: PD)
Melanie Kunzmann ist Direktorin und Birgit Wittkowski ist Senior Managerin bei der „PD – Berater der öffentlichen Hand GmbH“.
Wie Kommunen heute die Chance nutzen können, Wohnraum zu schaffen, der auch morgen begehrt ist, und welche Instrumente für die Umsetzung der öffentlichen Hand zur Verfügung stehen, beleuchtet die Session „Stadt der kurzen Wege – Chancen einer nachhaltigen Quartiersentwicklung“, mit Wittkowsi. Die Session findet im Rahmen des Creative Bureaucracy Festival 2020 am 29. September, 16 bis 16.45 Uhr, statt.
Creative Bureaucracy Festival 2020
Das Creative Bureaucracy Festival hat die Verwaltung der Zukunft im Fokus. Es läuft vom 28. September bis 2. Oktober. In mehr als 120 Vorträgen, Workshops und Digitalformaten diskutieren Experten, Visionäre und Querdenker über die Zukunft der Verwaltung. Die PD gestaltet als exklusiver Partner zahlreiche Sessions. Sie laufen digital, eine Anmeldung ist kostenfrei möglich. Darunter sind neben der Session „Stadt der kurzen Wege – Die Chancen einer nachhaltigen Quartiersentwicklung“ (29. September, 16 bis 16.45 Uhr), die Session „Nicht-Bauen als nachhaltige Lösung?“ (29. September, 10 bis 10.45 Uhr) sowie das Programm „Holzbau bei öffentlichen Gebäuden als Beitrag zum Klimaschutz“ (29. September, 17 bis 17.45 Uhr).
Infos und Programm: https://creativebureaucracy.org/de/