Die Stadt Aachen startet ihren „Zukunftsprozess Innenstadtmorgen“. Es geht um die Vitalität und die Zukunftsfähigkeit ihres Zentrums. Dafür setzt Aachen auf eine konsequente Bürgerbeteiligung. Bei einer Pressekonferenz stellte Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen gestern konkrete Maßnahmen vor. Darunter sind eine Onlineplattform, ein Innenstadttreff mit wöchentlichen Sprechstunden des Citymanagements sowie Beteiligungsformate wie Werkstätten und Workshops, in denen sich relevante Innenstadtakteure austauschen. Bereits vor wenigen Monaten lief der Zukunftsprozess an. Unter anderem richtete Keupen eine Taskforce ein, die dezernatsübergreifend in der Verwaltung Innenstadtthemen koordiniert.
Transformationsaufgabe Innenstadt in Aachen
Der „Zukunftsprozess Innenstadtmorgen“ steht im Kontext urbaner Transformationsaufgaben, denen nicht nur Aachen entgegensieht, sondern die zahlreiche Städte betreffen. Dazu gehört die Gestaltung der Mobilitätswende und der Umstieg auf den Umweltverbund bei gleichzeitigem Erhalt von Erreichbarkeiten in der City. Insgesamt geht um eine klimafreundliche Stadtgestaltung.
Zudem geht es darum, dem Verwaisen von Straßenzügen entgegenzuwirken – sei es aufgrund von investorenbedingten Leerständen oder aufgrund von nach Geschäftsaufgaben brachliegenden Ladenzeilen. Für die meisten deutschen Städte stellt sich überdies die Frage nach der Zukunft von Einkaufsmeilen und Fußgängerzonen, nach neuen Formaten für den stationären Einzelhandel und danach, mit welchen Nutzungen die Innenstadt ihre Vitalität und zentrale Funktion zukünftig sichern kann.
Bürgerdialog für die Zukunft der Innenstadt
Neben der Taskforce, die Keupen 2022 in der Verwaltung installierte und die Innenstadtthemen pragmatisch bearbeitet, forciert die Stadt Aachen nun mit ihrem „Zukunftsprozess Innenstadtmorgen“ den Bürgerdialog. Der zielt zum einen darauf ab, die Bürger für die Herausforderungen, vor denen das Zentrum steht, zu sensibilisieren und einen Austausch darüber in Gang zu setzen. Dies soll der Verwaltung nicht zuletzt von den Bürgern als dringend empfundene Handlungsbedarfe rückkoppeln. Aus dem Beteiligungsprozess soll zum anderen eine gemeinsame, bürgerschaftlich getragene Zukunftsperspektive wachsen.
Der Bürgerdialog mündet in ein Zukunftsfestival, bei dem im kommenden August der Stadtgesellschaft Arbeitsergebnisse vorgestellt werden. In Anbindung daran werden anschließend Zielbilder und Maßnahmen formuliert. Diese sollen die Innenstadtentwicklung der nächsten Jahre prägen. Der Prozess der Bürgerbeteiligung will Interessens- und Nutzungskonflikte, die den öffentlichen Raum Innenstadt betreffen, moderieren und ein gemeinsames Verständnis von der zukünftigen Ausrichtung der City entwickeln.
Digitale Plattform unterstützt Innenstadtentwicklung
Entsprechend möchte die Stadt alle relevanten Innenstadtakteure in den Prozess einbeziehen. Darunter sind etwa Vertreter des Einzelhandels, der Gastronomie oder der Rheinisch-Westfälisch Technischen Hochschule Aachen (RWTH), deren Campus sich in die Innenstadt entwickelt. In verschiedenen Workshops sollen Ideen zur Profilierung der City zusammengetragen werden. Bürger können diese Ideen kommentieren oder eigene Hinweise in den Prozess einspeisen. Neben den Workshops gibt es dafür wöchentliche Sprechstunden des Citymanagements in einem sogenannten Bürgertreff.
Der Beteiligungsprozess wird digital unterstützt. Mit der gestrigen Pressekonferenz startete dafür die Webseite www.innenstadt-morgen.de. Die Plattform gibt einen Überblick über das Thema, über einzelne Projekte und die beteiligten Akteure. Sie möchte Aspekte der Innenstadtgestaltung und bürgerschaftliche Initiativen sichtbar machen, kreative Ideen stimulieren und zum Mitmachen motivieren.
Aus dem Parkhaus wird eine Wiese
Städtebaulich spielt sich die Transformation des Aachener Zentrums derzeit an zwei markanten Stellen ab, die für die Philosophie, die vor Ort den Wandel der Innenstadt bestimmt, charakteristisch sind. Zum einen ist da der Stadtumbau des Quartiers um den Theaterplatz; zum anderen ist da der Abriss des Parkhauses Büchel in der City. Letzterer dokumentiert nicht nur eine Abkehr vom Automobil, sondern gibt außerdem einem modernen Freiraumkonzept mit dem Titel „Wiese“ Raum. Es steht im Gegensatz zum ehemals baulich verdichteten Quartier für neue Aufenthaltsqualität: Während des Stadtumbaus wird die Fläche, auf der einst das Parkhaus stand, tatsächlich als Wiese für Kunst und Kultur zwischengenutzt und soll auch zukünftig größtenteils als Freiraum erhalten bleiben.
Das Foto oben zeigt Tom Korbmacher vom Stadtplanungsbüro Urban Catalyst, das den Aachener „Zukunftsprozess Innenstadtmorgen“ begleitet, Dana Duikers vom städtischen Fachbereich Bürgerdialog, Oberbürgermeisterin Keupen sowie die Citymanager Kai Hennes und Daniela Karow-Kluge (von links).