Stadtentwicklungsstrategie „Flensburg 2030“ beschlossen. Netto-Null-Versiegelung und Suffizienz-Gedanke stoßen auf Kritik.

Die Stadt Flensburg hat sich in ihrer Stadtentwicklungsstrategie „Flensburg 2030“ das Ziel gesetzt, die Nettoversiegelung der städtischen Flächen bis 2030 auf null zu reduzieren. Der Flächenbedarf soll durch effiziente Raumnutzung und Umnutzung von Flächen minimiert werden. „Ökologisch wertvolle Flächen werden erhalten“, heißt es zudem im Leitbild der Stadt.

Flensburg sparsamer als der Bundesschnitt

Damit setzt sich die Stadt ein anspruchsvolles Ziel. Der Kommunale Flächenrechner des Umweltbundesamtes schlägt je nach Reduktionspfad für 2030 noch Kontingente von 7,1 bis 10,6 Hektar an jährlichem Flächenverbrauch vor. Der jährliche Flächenverbrauch in Flensburg lag zwischen 2009 und 2018 bei elf Hektar. Mit 1,2 Quadratmetern je Einwohner war er geringer als der bundesdeutsche Durchschnitt von 3,2 Quadratmetern je Einwohner.

Für Deutschland stellt das Statistische Bundesamt einen anhaltend hohen Flächenverbrauch fest. Von 2018 bis 2021 wurden täglich durchschnittlich 55 Hektar zusätzlicher Siedlungs- und Verkehrsfläche erschlossen. Die Statistiker verweisen in diesem Zusammenhang auf das Nachhaltigkeitsziel der Bundesregierung, den Flächenverbrauch bis 2030 auf 30 Hektar täglich zu begrenzen und ab 2050 netto keine zusätzlichen Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke zu nutzen.

Umstrittene Selbstbegrenzung durch Suffizienz

Bereits vor zwei Jahren hatte Flensburgs Kämmerer Henning Brüggemann als Teil einer Forschungsgruppe den Flächenverbrauch in Frage gestellt. Die Studie zu „Suffizienz als Strategie für eine nachhaltige Stadtentwicklung“ schlägt eine Anpassung der Stadtentwicklung an zuvor definierte Grenzen vor. Insbesondere solle eine aktive Boden- und Flächenpolitik betrieben werden, die Suffizienzkriterien stark gewichtet.

Nun findet sich der Suffizienzgedanke in der Flensburger Stadtstrategie wieder. Dies sorgt lokalpolitisch für Diskussionen. Etwa wird die CDU-Opposition der rot-grünen Rathausmehrheit eine übertriebene Selbstbegrenzung vor. „Suffizienz“ sei nicht gleichbedeutend mit Nachhaltigkeit, sondern ziehe eine Grenze für den Verbrauch. Das könnte dazu führen, dass man Flächen teuer ankaufen müsse, nur um sie anschließend zu entsiegeln, warnt die lokale CDU. Bauprojekte wären nicht umsetzbar, wenn sich keine geeignete Fläche zu einem akzeptablen Preis finden ließe.

Ausreichender Wohnraum bei gleicher Flächennutzung

Tatsächlich heißt es zur Erläuterung der suffizienten Stadtentwicklung im Leitbild: „In Verantwortung gegenüber den lokalen und globalen Ökosystemen und Gesellschaften strebt Flensburg eine Reduktion des Einsatzes von Material und Energie und ihre gerechte Verteilung an. Im Hinblick auf den Wohnungsbau wird aber gleichzeitig angestrebt, dass „2030 bedarfs- und generationengerechter Wohnraum in Flensburg ausreichend vorhanden und bezahlbar ist“.

Bereits die vor zwei Jahren erarbeitete Studie stellte fest, dass Städte nach Wachstum streben. Wachsende Einwohnerzahlen sorgten für höhere Schlüsselzuweisungen und Gewerbeansiedlungen für steigende Steuereinnahmen. Allerdings bedeute ein Wachstum der Einwohnerzahl nicht zwangsläufig Flächenverbrauch. Eine stärkere Innenverdichtung könne Außenentwicklung ersetzen. Dazu könne eine aktive Boden- und Flächenpolitik beitragen.

g.schilling@stadtvonmorgen.de

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