Die benachbarten Landeshauptstädte Mainz und Wiesbaden planen weiteren Wohnungsbau. Die Flächennutzung bringt Zielkonflikte mit sich.

Die Stimmung in der Immobilienwirtschaft war schon einmal besser. Höhere Baukosten und gestiegene Zinsen bremsen die Bautätigkeit. Doch der Bedarf bleibt hoch. Für die benachbarten Landeshauptstädte Mainz und Wiesbaden stellt sich insbesondere die Frage nach einer Erweiterung der Wohn- und Gewerbeflächen.

Wachstum braucht bezahlbaren Wohnraum

„Bezahlbarer Wohnraum ist die zentrale soziale Frage“, stellte Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende am vergangenen Dienstag auf der Veranstaltung „Immobilien-Dialog Mainz & Wiesbaden“ fest. Prognosen des Hessischen Landesamtes für Statistik, nach denen die Einwohnerzahl Wiesbadens zurückgehen werde, erteilte Mende eine Absage. Sie beruhten auf falschen Annahmen und passten nicht zur gleichzeitigen Zunahme der Bevölkerung im Ballungsraum Rhein-Main, sagte Mende auf der von Heuer Dialog organisierten Veranstaltung. Um ein weiteres Wachstum zu ermöglichen, müsse aber Wohnraum geschaffen werden.

Wiesbaden plane jährlich 1.200 neue Wohnungen, sagte Mende. Auf dem Ostfeld werde ein Stadtteil für bis zu 10.000 Menschen entstehen. Dabei habe man das Instrument der „Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme“ genutzt, das unter bestimmten Voraussetzungen eine zügige Entwicklung von Wohn- und Gewerbeflächen ermögliche. Hinzu kämen Projekte privater Investoren und der Wiesbadener Stadtentwicklungsgesellschaft SEG.

Klimaschutz und Zielkonflikte

Mit der begonnenen Änderung des Flächennutzungsplans, die etwa zwei Jahre in Anspruch nehme, würden neue Flächen für Wohnen und Gewerbe bereitgestellt. Dabei werde man die Klimaauswirkungen berücksichtigen und ein Planzeichen für klimasensible Gebiete einführen.

Für das Ostfeld starte der städtebauliche Wettbewerb im Sommer, kündigte Mende an. Allerdings sei zu den Planungen ein Normenkontrollverfahren anhängig, dem man aber zuversichtlich entgegensehe. Die mit der Entwicklung neuer Wohn- und Gewerbeflächen verbundenen Konflikte müsse man aushalten und moderieren, stellte Mende fest. „Der Zielkonflikt ist ja das Kerngeschäft der Politik.“

Mainz kämpft mit begrenzten Flächen

Manuela Matz, Beigeordnete für Stadtentwicklung in Mainz, wies auf die Entwicklungspotentiale für die Innenentwicklung hin, die durch eine Umstrukturierung und Ertüchtigung für insgesamt 6.000 Wohneinheiten genutzt werden könnten. Man habe auch bereits 10.000 Wohneinheiten in der Entwicklung, die den jährlich 2.000 neuen Einwohnern bereitgestellt werden könnten.

Auch Mainz sei eine Sättigung der Wohnungsnachfrage prognostiziert worden. Da die Stadt sich aber um die Ansiedlung neuer Unternehmen auf dem geplanten Campus für Biotech und Life Sciences bemüht, rechnet Matz aber mit einem anhaltenden Zuzug von Fachkräften. Allerdings sinke die Zahl der Studierenden in Mainz, wodurch weniger akademische Fachkräfte vor Ort ausgebildet würden.

Da die Erweiterungsflächen für Wohnungen und Gewerbe in Mainz begrenzt seien, würden Kooperationen mit anderen Kommunen geprüft. So wolle man ein interkommunales Gewerbegebiet mit der benachbarten Gemeinde Ober-Olm entwickeln. Matz plädierte dafür, über die Grenzen der eigenen Kommune hinauszudenken.

g.schilling@stadtvonmorgen.de

Aktuelle Beiträge